Birdy, Genesis Owusu, Jungle

Birdy

Groß ist sie geworden. Laut ist sie geworden. Reif ist sie geworden. Schnell ist sie geworden. Fresh ist sie geworden. Nur eines ist das ewige Riesentalent Birdy nicht: schlechter als damals, zarte 15 Jahre jung, bei ihrem selbstbetitelten Debüt mit einer exzellent kuratierten Sammlung frei interpretierter Songs anderer, die das selbsterklärte Vögelchen Jasmin van de Bogaerde 2011 zum Shootingstar des Dreampop machte.

Mit Portraits ist jetzt ihr fünftes Album erschienen, und auch auf den drei zuvor hatte sie sich zwar vom Covern emanzipiert. Erst jetzt allerdings gelingt ihr wirklich, jene Art von Eigensinn massentauglich zu machen, der Birdys Werk seit jeher prägt. Und so klingen die elf neuen Stücke zwar bisweilen nach einer Mischung aus Weeknd und Tori Amos, aber sie tun es im Brustton ihrer gehaltvollen Stimme ungeheuer gut und kräftig.

Birdy – Portraits (Warner)

Genesis Owusu

Wie ein Album beginnen sollte, ist seit jeher Anlass lebhafter Diskussionen. Langsam aufwallen oder fix auf die Zwölf, Hits voran oder zum Abschluss, erst fördern oder fordern? Nobody knows, also auch Genesis Owusu nicht, weshalb das Auftaktstück seiner zweiten Platte Struggler eine ebenso komplexe wie simple Antwort gibt: Zu Beginn einfach alles, was dieser abwechslungsreichste aller Avantgarde-Rapper in petto hat.

Eleganz und Tempo, Poesie und Punk, Techno und HipHop: Leaving the Light semmelt sofort das halbe Repertoire des australischen Grenzgängers durchs Repertoire und hält auch danach ein Potpourri verschiedenster Stile bereit, die selbst im experimentierfreudigen Sprechgesang ihresgleichen sucht. Bisschen durcheinander das Ganze vielleicht, aber ehrlich: man kriegt davon auch beim fünften Durchhören in Folge nie genug.

Genesis Owusu – Struggler (Ourness)

Jungle

Das dies auch für Jungle gilt, darf einem ruhig etwas peinlich sein. Mit mehr als einer Milliarde, in Zahlen 1.000.000.000 Streams zählt das englische Duo aus dem wirkmächtigen Bereich des elektronischen Pops zu den absoluten Abräumern im seelenlosen Musiknetz. Jedes Sample präzise berechnet, jeder Groove exakt auf den Punkt, jeder Track gezielt ins Kleinhirn, dort also, wo das Tanzbein mit oder ohne Drogen zu schwingen beginnt.

Und was soll man sagen: Motown Soul so virtuos mit Future Funk zu mixen – dazu bedarf es am Ende zwar vor allem guter Algorithmen, aber ebenso richtig Lust auf Party, die Jungle auch auf der vierten Platte seit 2014 perfekt bedienen. Volcano ist nicht nur auf zeitgenössische Art nostalgisch, sondern besser noch – auf traditionelle Art so zukunftsweisend, dass es mehrere Generationen Musikgeschmack verbindet. Masse muss man nicht immer madig machen.

Jungle – Volcano (Caiola Records)



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