Schmidts PoCs & Partners in Drift

Die Gebrauchtwoche

TV

21. – 27. August

Es war, Padautz, ein echter Paukenschlag fürs öffentlich-rechtliche Programm: Die Gremienaufsicht fordert vom Ersten mehr Talkshow-Vielfalt. Nun muss der ARD nur noch jemand sagen, dass damit nicht mehr Sendungen gemeint sind, sonst schaffen Christine Strobl und Kai Gniffke in Windeseile vier neue mit fünf Stars am Mikro – schon, weil sieben der neun Rundfunkanstalten bereits mit den Proporzhufen scharren.

Dem Vernehmen nach nicht in der engeren Auswahl: Harald Schmidt, dessen Komödienstadl Schmidteinander nun ebenfalls vom WDR mit einem Warnhinweis versehen wird, weil es darin Anfang der hedonistischen Neunziger selten sonderlich woke zuging. Was der sehr alte, sehr weiße, sehr jämmerliche, aber immer noch sehr selbstsichere Ex-Comedian damit kommentierte, er nenne den Schwarzweiß-Karnevalisten Ernst Neger nun Ernst Person of Colour oder so ähnlich.

Darüber lachen dann immerhin noch Schmidts Kamerrrrraden vom neurechten Rand wie Hans-Georg Maaßen und Matthias Matussek. Oder Julian Reichelt und Mathias Döpfner, die sich gerade außergerichtlich zur Entlassung des früheren Bild-Chefs geeinigt haben. Alles Typen, die mit Sicherheit auf Seiten jener streitlustigen Querdenkerin stehen, die wegen „mangelnder Programmvielfalt“ von ARD und ZDF gegen den Rundfunkbeitrag geklagt hatte.

Weil Missfallen kein Zahlungskriterium sei, hat das bayerische Oberverwaltungsgericht die Klage nun abgewiesen. Ob sie mit dem Vorwurf auch Tina Hassel meinte, ist nicht überliefert, aber gestern konnte sie Friedrich Merz im ARD-Sommerinterview nichts Anrüchiges über die AfD entlocken, also keine versteckten Koalitionsangebote. Schon, da sie sich offenbar kritisches Nachhaken untersagt hatte. Am Ende wehte deshalb der unwidersprochene Verdacht durch Berlins Regierungsviertelluft, Merz‘ CDU habe seit 60 Jahren gar nicht mitregiert…

Die Frischwoche

0-Frischwoche

28. August – 3. Dezember

Irgendwie fiktional, was Parteien wie diese da nachrichtlich verbreiten – und damit auch irgendwie empfehlenswerter als hauptamtliche Fiktionen, die irgendwie immer noch tief im Sommerloch stecken. Wirklich bemerkenswert sind bis zum Wochenende daher aktuell nur vier Formate: Die 30639. Staffel der Höhle der Löwen, ab heute bei Vox, ohne die statusbewusste Judith Williams, dafür mit der statusbewussteren Tjena Onaran.

Dazu die zweite Staffel der deutsche Sky-Serie Partners in Drift, einer Streaming-Mischung aus The Fast and the Furious und Alarm für Cobra 11, die sich allerdings spürbar (und manchmal sogar erfolgreich) um Tiefgang bemüht. Außerdem Siehst du mich?, ein neunzigminütiges Porträt von vier deutschen Influencer*innen unterschiedlicher Erfolgsstufen, das der linear-digitalen ARD-Mediathek zeitgleich ab Freitag wirklich gut zu Gesichte steht.

Und dann feiern wie hiermit offiziell und voll aufrichtiger Vorfreude die Fortsetzung der Neo-Serie Loving her um eine Schar junger, meist lesbischer Menschen, die in der deutschen LGBTQ+-Szene nach Liebe, Sex und Zärtlichkeit suchen, gelegentlich sogar finden und dabei ab Sonntag bei ZDFneo ebenso anrührend wie unterhaltsam sind.



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