Get Jealous, Spilif, A. Savage
Posted: October 7, 2023 | Author: Jan Freitag | Filed under: 5 freitagsmusik |Leave a commentGet Jealous
Neid ist bekanntlich kein konstruktives Gefühl, geht anders als die Missgunst aber nicht zulasten anderer. Man darf den Namen einer ziemlich neuen Band daher als Aufforderung verstehen, es einfach nach- oder vorerst wenigstens mitzumachen. Get Jealous zaubern sich nämlich das, was sie selber Riot Pop nennen, ein wenig wie Moldy Peaches auf Speedkoksesprosso für die LGTBTQA+++-Community und alle anderen.
Kreuz und quer durch den unbedingt lebensbejahenden Gesang von Frontmensch Otto ohne Pronomen, brettert das Debüt des niederländischen Trios mit Sitz Hamburg ein Pogo-Empowerment ins Gemüt, das Mareks Schlagzeug und Marikes Bass allen Ernstes noch beschleunigen, als gäbe es in 13 bedingungslos diversen Tracks weder gestern noch morgen, nur Hier und Jetzt. Musikalische Selbstermächtigung war selten kämpferischer fröhlich.
Get Jealous – Casually Causing Heartbreaks (corner.company)Heartbreaks
Spilif
Rap ist bekanntlich ein selektives Genre. Ob Sprechgesang nun emo ist, aggro oder was dazwischen: viel Bass, viel Beat, meistens digital, selten instrumentiert – darauf kann man sich als Grundkonsens einigen. Und dann kommt da die Innsbruckerin Spilif, rührt wie Käptn Peng echte Musik unter den HipHop und was kommt heraus? Grandioses Pop-Empowerment für alle, LGBTQA+++-Community inklusive.
Auf ihrer neuen Platte Irgendetwas, das du liebst, erklärt sie sogar selbst, warum der Titel stimmt: “Rap ist broke as fuck / oder scheiße viel verdien’ / Rap ist Idiotie, Utopie und Wahnsinn / doch das Klügste und Genialste, wenn die echten Heads am Start sind”. Und die echten Heads sind definitiv am Start, wenn Spilifs DJ Rudi Montaire Analogie zu einer Art hochbeschleunigtem Voodoo Jürgens simuliert. Selten war HipHop entspannter variabel.
Spilif – Irgendwas, das du liebst (unserallereins)
A. Savage
Und dann wäre diese Woche noch ein Wilder im Angebot, der sich A. Savage nennt, womöglich Andrew oder Ahmed mit Vornamen heißt und sich ohnehin jeder Kategorie ungefähr so entzieht, wie er sich der hyperkultivierten Musikszene New Yorks durch Flucht nach Europa entzogen hat. Hier hätte er nun weniger verschrobenes Zeug machen können wie mit seiner langjährigen Band Parquet Courts.
Macht er aber nicht. Stattdessen tingelt sein zweites Soloalbum Several Songs About Fire angenehm ziellos durch Americana und Alternative, Urban und Classic Folk, Pop und Popartigem, bis sein schiefer Gesang über seine Gemütsbrüche und die passenden Klebstoffe klingt, als sei das alles genauso gewollt, ihn aber dennoch bloß irgendwie widerfahren. Das Ergebnis: retrofuturistischer Garagenfunk für Lagerfeuerfans.
A. Savage – Several Songs About Fire (Rough Trade)