The Screenshots, Allah-Las, Smile

The Screenshots

Auf der Suche nach den besten Bandnamen der Welt, erlebt man ja selten so tolle Überraschungen wie Postmodern Talking oder Voodoo Jürgens, und Wunderwerk Mensch hätte es da bestimmt auch in die Top 500 geschafft, ist aber leider nur der Name des neuen Albums von The Screenshots, was definitiv ein öder Bandname ist – ganz im Gegensatz zu ihrer zweiten Platte mit dem anthroposophen Label.

Der Titelsong allein schon erklärt da einiges: “Mach’s dir gemütlich / im Wunderwerk Mensch”. Irgendwie, als hätten zwei, drei Kreativpole des Austropop eine Zeitreise zur NDW-Hochphase der frühen Achtziger nach Köln gemacht, schrägscheppert sich das Trio durch den Dadaismus ihrer Funpunk-Attitüde, die sich nicht allzu ernst nimmt, aber dennoch ganz schön filigran klingt für so viel Selbstironie.

The Screenshots – Wunderwerk Mensch (Musikbetrieb R.O.C.K.)

Allah-Las

Ein bisschen, aber nicht allzu viel ernster ist das neue Album der kalifornischen Großstadttropenrocker Allah-Las, die einer mehr sind als The Screenshots und keine Frau am Bass haben, aber nur unwesentlich weniger Augenzwinkern im Gitarrensound. Obwohl auch der auf ihrer neuen Platte mit dem schönen Titel Zuma 85 wie in den 15 Jahren zuvor wieder mal sehr durchdacht und kompetent dargeboten wird

Erneut klingt das Quartett um Sänger Miles Michaud, als hätten die Beach Boys seinerzeit ähnliche Skills, aber besseres Gras gehabt. Alles fuzzig verwaschen, alles dadurch angenehm unaufgeregt, uneitel, trotz selbstreferenzieller Gitarren-Soli also überhaupt nicht so maskulin, wie dieser Westcoast zwischenzeitlich mal war. Man wünscht sich einfach mit Marimba und Daiquiri an den Strand von L.A. – relaxen, zuhören, wegnicken, reicht schon.

Allah-Las – Zuma 85 (Innovative Leisure)

Smile

Und damit das hier nicht zu drollig wird, sondern den Zeichen der Zeit angemessen zumindest ein wenig dystopisch, schenken wir an dieser Stelle dem Debütalbum der Postpunker Smile unsere Aufmerksamkeit und danken ihr dafür, schlechte Laune mit Niveau zu verbreiten. Price Of Progress heißt sie und manchmal scheint es, als entsteige da ein aufgemöbelter Geist von Anne Clark aus der Gluthitze von Albuquerque.

Latent übellaunig, aber experimentierfreudig patzt Sängerin Rubee True Fegan ihren Sprechgesang – nicht Rap! – durch atonale Gitarren ihrer rechtsrheinischen Band und zerkratzt beides zu melodischem Noise, bei dem man ständig aufmerksam bleiben sollte, wo sich originelle Riff oder vertrackte Breaks verstecken, um aus dieser deutsch-amerikanischen Freundschaft mehr zu machen als missmutige Twentysomethings, sondern “optimistic traitors”, wie Fegan in Stalemate singt.

Smile – Price of Progress (Siluh Records)



Leave a comment

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.