Klamroths Volk & Ferchs Afrika

Die Gebrauchtwoche

TV

29. Januar – 11. Februar

Aktuell wird viel darüber diskutiert, wie viel Volkes Stimme publizistisch geboten ist und was davon populistische Anbiederung. Bei Hart aber fair steht sie Volkes Bestimmenden paritätisch im Raum gegenüber. Klingt ausgewogen, kann aber nicht darüber hinwegtäusche, dass Louis Klamroths groß angekündigter Radikalumbau mit neuer Produktion (Florida) seltsam unausgegoren wirkt. Sein Mobiliar trennt Otto-Normal- und Premium-Verbraucher zwar in Lager.

Die üblichen Verdächtigen äußern jedoch übliche Beschwichtigungen. Und dass es die ARD als hart aber fair to go für die Mediathek halbiert, klingt eher nach Clickbaiting als Konzept und definitiv anbiedernd. Im Stern haben sich gut 30 Promis von Roland Kaiser bis Bully Herbig nirgendwo angebiedert, sondern klar Stellung gegen rechts bezogen. Einige. Anderen ging „AfD“ oder auch nur „rechts“ schon deshalb nicht über die Lippen, weil ein Gutteil ihrer Kundschaft beidem zuneigt.

Statt die Feinde beim Namen zu nennen, verurteilt Helene Fischer „Extremismus“ und Florian Silbereisen „Menschenverachtung“. Trotzdem ernten beide auch für halbgare Haltung Hass. Im Dschungelcamp gehört der zum Spiel, er garantiert Quote und macht Achtelberühmtheiten viertelbekannt. Wer gewonnen hat (Lucy) ist abseits der RTL-Promirutschen zwar schon wieder egal. Was bleibt, sind aber wundervolle SZ-Sottisen.

Etwa jene, Fabio und Mike seien „Obelix nach einem Training zur gewaltfreien Kommunikation“ und „wandelndes Kirchenfenster“ mit „Namen einer Kinderüberraschungsfigur“. Während IBES 2025 verlässlich wiederkommt, müssen wir uns von anderen verabschieden: Judith Rakers, die Mittwoch nach 19 Jahren ihre letzte Tagesschau moderiert hat. „Einen schönen Abend noch, Tschüss“, könnte es nach der nächsten Bundesliga-Bieterrunde auch für die Sportschau heißen.

Und nebenbei deutet sich auch ein Ende des Streaming-Booms an: Laut DWDL plant nach Magenta und Sky nun Paramount+ den deutschen Kahlschlag. Veröffentlichte Serien wie Der Scheich oder A Thin Line sind bereits offline, abgedrehte wie Zeit Verbrechen oder Turmschatten gehen nicht online. Konzernchef Bob Bakish versichert zwar, dass er hier weiter produzieren lässt. Aber der radikale Sparkurs, um Video-on-Demand profitabel zu machen, trifft gerade Deutschland hart.

Die Frischwoche

0-Frischwoche

5. – 11. Februar

Internationale Produktionen wie die 2. Staffel den sündhaft teuren SciFi-Bombast Halo wird es bei Paramount+ allerdings auch weiterhin geben und ab Donnerstag wieder weltweit Abermillionen Zugriffe generieren. Eine Abruf-Etage tiefer spielt sich demgegenüber buchstäblich naturgemäß die Sky-Doku Whale with Steve Backshall, worin der britische Tierfilmer ab heute vier Teile lang unter Wasser geht.

Nach globalen Maßstäben kaum noch messbar sind aber ein paar deutsche Produktionen für öffentlich-rechtliche Mediatheken. Was gleichwohl wenig über deren Qualität aussagt. Mit komplettem Desinteresse gestraft werden sollte dringend der unfreiwillig komische Umwelt-Thriller Tod in Mombasa mit Heino Ferch als Heino Ferch, der ein hilfloses Land namens Afrika stoische 90 ZDF-Minuten mit seiner mitteleuropäischen Hilfsbereitschaft ehrt.

In Mannheim hilfsbereit ist schon dem Serientitel nach Die Notärztin – was fürchterlich nach deutschem Medical klingt. Dank seiner Hauptdarstellerin Sabrina Amali aber bringt der Sechsteiler die Schwierigkeiten großstädtischer Rettungsdienste ab Dienstag in der ARD-Mediathek durchaus differenziert auf den Punkt, während allein die Tatsache, dass sie aus Österreich stammt, School of Champions Freitag an gleicher Stelle ansehnlich machen könnte.

David Schalko hat das achtteilige Drama um ein alpines Ski-Internat sogar mitproduziert. Es besticht allerdings nicht durch skurrilen Humor, sondern präzise Beobachtungen des kapitalistischen Leistungssports und liefert nebenbei cleveres Coming-of-Age-Entertainment. Routinierte Skandi Noir bietet dagegen tags drauf die schwedische Cold-Case-Reihe Iris mit der unvergleichlichen Sofia Helin, bekannt aus Die Brücke.



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