Omni, Theodor Shitstorm, Pet Needs
Posted: February 17, 2024 | Author: Jan Freitag | Filed under: 5 freitagsmusik |Leave a commentOmni
Muss das wirklich sein: noch eine retrofuturistische Indieband, die im Stil der Neunziger den Achtzigern Referenzen erweist und dabei ein bisschen nach Zwanzigern klingt, die irgendwer als Siebziger verkleidet? Muss eigentlich fast schon seit Franz Ferdinand und Art Brut nicht mehr sein – es sei denn, sie heißt Omni und zaubert einen Sound aufs vierte Album , der vier Popdekaden zerkaut, ausspuckt und fröhlich darauf rumtritt.
Wenn über Phil Frobos Gagatexten à la “Are you hydrated, baby? / What are you, a tall drink of water? / Would you go away with me? / Well, we could but why bother / When you know / When you know / When you know” hochgepitchte Gitarren New Wave simulieren und dabei gelangweilt im Postpunk-Quark rühren, kann man abseits vom Duo aus Atlanta unter “öde” abheften: Hier spielt die Musik. Es ist eine verschroben schöne.
Omni – Souvenir (Sub Pop)
Pet Needs
In dieselbe Kerbe schlagen bereits zum dritten Mal die südenglischen Highspeed-Shoegazer Pet Needs: alles schon mal irgendwie so gehört, alles also nicht neu, alles aber trotzdem auf beschleunigte Art toll und mitreißend. Vergleiche stinken, schon klar. Aber sich beim zum Quartett gewachsenen Brüderduo aus Essex an Jamie T auf Speed, Koks und drei Hektoliter Red Bull erinnert zu fühlen, muss schon mal erlaubt sein.
Wobei sich solche Stromgitarrengewitter im Cockney-Style sonst nicht mal Jimi Tenor traut. Alles immer auf 380 bei Johnny und George Marriott, alles zwar oft auf dubiose Art funpunkrockig, komische Choräle inklusive. Aber weil alles nebenbei so scheppernd nach DIY klingt, im Opener How Are You sogar Geigen unter A Capella schnürt, nur um das anschließende Seperation Anxiety dreifach hochzutouren, ist dieser Retrosound von vorne bis hinten – sorry: geil.
Pet Needs – Intermittant Fast Living (Xtra Mile Recordings)
Theodor Shitstorm
Dass Österreich popkulturell berlinert, liegt an Ja, Panik. Wenn Berlin dagegen österreichisch klingen soll, liegt es an Theodor Shitstorm. Das Quartett um die singende Schauspielerin Desiree Klaeukens und den mitsingenden Drehbuchautor Dietrich Brüggemann steht für leicht sarkastischen, textbasierten Orchester-Pop, wie es ihn sonst nur aus Wien gibt. Auf der neuen Platte zeigt es nun Gefühle und heißt auch so.
Wobei Zeigt Gefühle dieselben natürlich nicht allzu ernst nimmt, weshalb das Album eher wirkt, als würde Stefanie Sargnagel besoffen über Sven Regener in Wandas Proberaum stolpern. Es bringt mittelbrandenburger Emocore wie “Ich bring dich ins Bett / aber schlafen musst du selber / ich geb’ dir Feuer / aber rauchen muss du selber” hervor. Und gegen Nazis sind sie natürlich auch. Selten klang die Adoleszenzverweigerer der GenZ orchestraler, klüger, deeper, lustiger, österreichischer.
Theodor Shitstorm – Zeigt Gefühle (Tonfisch)