Kates Bilder & GoTs Nachfolger
Posted: March 20, 2024 | Author: Jan Freitag | Filed under: 1 montagsfernsehen |Leave a commentDie Gebrauchtwoche
11. – 17. März
Man fragt sich angesichts der anhaltenden Debatte um falsche Fotos aus dem Buckingham Palast ja schon, was merkwürdiger ist: Dass Bilder kursieren, die nicht den wahren Zustand von Prinzessin Kate darstellen. Oder dass überhaupt jemand erwartet, es könnte Bilder von ihr geben, die etwas anderes als Fake sind, also – hüstel – der Wahrheit entsprechen. Schließlich ist es seit jeher Teil der erhabenen Wirklichkeit, genau die im Sinne profaner Ansprüche zu gestalten.
Anders gesagt: Ob mit KI, simpler Retusche oder der strikten aristokratischen Angebotspolitik – nichts, was aus Königshäusern nach außen dringt, geschieht zufällig, ist also auch nur annähernd authentisch. Schon drollig, dass selbst seriöse Medien solch ein Aufhebens um den wahren Zustand irgendwelcher Royals machen. Zumindest hierzulande ist da doch weitaus interessanter, was Peter Kloeppel macht.
Aufhören nämlich. Und das ist wirklich mal der Rede wert. Denn als der Henri-Nannen-Schüler 1993 zu RTL ging, war der Sender unseriöser als eine Peepshow unweit seiner Journalistenschule in Hamburg. Peepshows sind mittlerweile zwar verboten und der frühere Marktführer hat auch weiterhin die Seriosität einer vergessenen Unterhose im Stundenhotel. Aber Peter Kloeppel – der stand fast 30 Jahre lang fürs halbe Prozent Anspruch, den sein Arbeitgeber nur kurz mal erfüllen wollte.
Dazu passt, dass RTL dieses Jahr keinen Grimme-Preis kriegt, wie überhaupt nahezu ausnahmslos öffentlich-rechtliche Produktionen prämiert wurden. Wobei geehrt: Dass die Sieger Nichts, was uns passiert, Tamara und Sam – Ein Sachse mit der toxisch-obszönen Macho-Exkulpation Boom Boom Bruno um den Titel beste Fiktion konkurriert haben und weder das sensationelle Historytainment Deutsches Haus noch die herausragende BRD-Doku Capital B gewonnen haben, lässt gehörig am Sachverstand der Jury zweifeln.
Die Frischwoche
18. – 24. März
Umso mehr steht zu befürchten, dass die Fortsetzung der harmlos depperten Glubschaugen- Satire Miss Merkel, seit gestern bei RTL+ zu sehen, 2025 im Marler Lostopf steckt, während die Fortsetzung der abermals hinreißend originellen Coming-of-Age-Real-Groteske Oh Hell, ab Donnerstag bei Magenta TV, wohl wieder leerausgeht – und damit die letzte fiktionale Eigenproduktion des Streamingdienstes der Telekom.
Das ist wirklich schade, wird vom Konkurrenzprogramm dieser Woche allerdings an den Rand der Aufmerksamkeitsschwelle verdrängt. Parallel startet bei Netflix nämlich 3 Body Problem, und wer die chinesische Romanvorlage nicht kennt: Darin geht es acht Teile lang um fünf Physiker, die mit der möglichen Ankunft Außerirdischer konfrontiert werden. Für geschätzte 25 Millionen Dollar pro Folge wird daraus nun ein opulentes SciFi-Drama.
Wobei schon die Showrunner andeuten, welche Wucht es entfaltet: Die GoT-Macher David Benioff & D.B. Weiss haben sich des angeblich unverfilmbaren Stoffes angenommen und nicht weniger als Kino fürs Fernsehen daraus gemacht, das zum Fettesten zähl, was bislang je gestreamt wurde. Fett vor allem, weil es ein bildgewaltiges, wissenschaftsaffines, aber nie verkopftes Panoptikum zivilisatorischer Ängste entwirft, das nie in billigen Budenzauber abdriftet.
Auf kleinerer Flamme köchelt hingegen ab Freitag in der Mediathek hingegen Friedefeld, nach ARD-Angaben die „erste deutsche Animated Sitcom“. Zehnmal 25 Minuten orientiert sich die Bevölkerung des anarchistischen Zeichentrick-Städtchens um den Prokrastinierer Paul (gesprochen von David Kross) spürbar an Formaten wie Family Guy oder Bob’s Burger, erreicht zwar zu keiner Zeit deren Aberwitz, ist aber ziemlich kurzweilig.
Was auf heitere Art auch für den Comedy-Zehnteiler Palm Royale um Kristen Wiig als gewöhnliche Frau gilt, die in den Siebzigerjahren versucht, im Jet Set von Palm Springs Fuß zu fassen. Und auf ernste Art gilt es ebenso für die deutsche Doku Bittere Früchte, in der Arte in seiner Mediathek unseren irrsinnig umweltfeindlichen, weil ausschließlich egoistischen Nahrungsmittelkonsum unter die Lupe nimmt.

