Reichelts Rassenwahn & Krens Crooks
Posted: April 1, 2024 | Author: Jan Freitag | Filed under: 1 montagsfernsehen |5 CommentsDie Gebrauchtwoche
25. – 31. März
Zeigefinger haben viele Funktionen. Sie können sich melden, hakeln, alle Aufmerksamkeit einfordern, sie können dich anzeigen, belehren, in der Nase bohren, seit einiger Zeit sogar islamistische Gesinnung bezeugen und für Resonanzraum-Rassisten wie Julian Reichelt noch viel besser: auch jenseits solcher Gesinnungen Hass und Hetze schüren.
Wäre der frühere Bild-Chef nicht nur ein rechtsradikaler Schreihals, sondern Reichsführer JR, würde Antonio Rüdiger wohl allenfalls im KZ-Team spielen. Weil er es jedoch in der deutschen Fußballnationalmannschaft tut, hat Reichelt ein Bild mit erhobenem Zeigefinger auf seiner Plattform Nius zum Terrorakt umgedeutet, wofür ihn Rüdiger und der DFB angezeigt haben.
Siege gegen Frankreich und Holland, die erst dem ZDF, dann RTL zweistellige Quoten brachten, empfindet der brustbehaarte Volkverhetzter angesichts nichtarischer Beteiligung eben als Rassenschande. Für empathie- und vernunftbegabte Menschen dagegen sind sie Vorboten auf etwas, das vor kurzem noch undenkbar schien: Euphorie und Optimismus während der EM im eigenen Land.
Dazu passt, dass ein Moderator beim Sommermärchen 18 Jahre zuvor den Höhepunkt seines TV-Schaffens erreicht hatte, der im Sommer wieder auf Sendung gehen könnte. Stefan Raab kündigt sein Comeback an. Schöne alte Medienwelt. In der hässlichen neuen hingegen schadet Daniel Drepper gerade jener pluralistischen Demokratie, die er für NDR, WDR und SZ zu schützen vorgibt.
Der Investigativ-Journalist beehrt eine Unternehmensberatung per Gastbeitrag, hält es aber nicht für nötig, Kress auf Nachfrage Auskunft über sein Honorar zu geben, verachtet also jene Transparenz, die er bei anderen einfordert. Drepper hat aber auch achtbare Kolleg*innen – und juristisch entlastete: Correctiv hat auch den (vorerst) letzten Prozess gegen Teilnehmer der Potsdamer Remigrations-Verschwörung gewonnen.
Die Frischwoche
1. – 7. April
Auf wessen Seite Gerhard Schröder steht, lässt sich hier nur mutmaßen. Im konventionell gelungenen ARD-Porträt Außer Dienst? aber zeigt NDR-Autor Lucas Stratmann (Kevin Kühnert und die SPD) den Altkanzler ab Mittwoch in der Mediathek als unbelehrbares Alphatier mit Diktatorenfaible, das perfekt in die Netflix-Serie Crooks passen würde. Ab Donnerstag schickt Showrunner Marvin Kren sein Gang-Gemetzel 4 Blocks darin quasi auf Europareise.
Und wenn Frederick Lau als Safeknacker Charlie mit der organisierten Kriminalität in Wien, Marseille, Berlin um den Verbleib einer geraubten Goldmünze rangelt, suppt aus jeder zweiten Szene fast noch mehr gewaltverliebtes Testosteron als Kunstblut. Unterhaltsam ist es dennoch – oder gerade deshalb. Ähnlich viel drastisches Entertainment verströmt die Apple-Serie Sugar.
Collin Farrell spielt darin ab Freitag einen Detektiv, der vermisste Personen findet. Die Hommage an schwarzweiße Film-Noir-Legenden ist zwar schön gefilmt, ästhetisch also wertvoll. Inhaltlich aber nervt die Reminiszenz an misogyne Mackerzeiten mehr als sie fesselt. Einen Zeitsprung vorwärts macht derweil die 4. Staffel Charité und reist zugleich in der ARD-Mediathek 25 Jahre vorwärts.
Der Klimawandel ist darin raue Realität, unserer Fortschrittsgläubigkeit kann er aber ebenso wenig anhaben wie die AfD, von der nichts zu spüren ist. Ohne den üblichen Superstarcast wird stattdessen sechsmal 45 Minuten der medizinische Fortschritt mit queer-diversem Herzschmerz angedickt. Das ist ungefähr so okay wie das schwedische Vermisstendrama Dark Heart, ab Montag bei Prime.
Oder Ripley, die Serienadaption des 90er-Blockbusters, aber Donnerstag mit Andrew Scott statt Matt Damon bei Netflix. Oder parallel die Aurel Mertz Neo-Late-Talk Tropical Tonight und Dan Aykroyds Mystery-Dokureihe UnBelievable. Oder das Matriarchats-Experiment Girls State, tags drauf bei Apple, gefolgt von Hannah Emde als neue Moderatorin von Terra X am Sonntag im Zweiten.
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5 Comments on “Reichelts Rassenwahn & Krens Crooks”
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Ist der Autor der Jan Freitag, der sich selbst zu „den Guten“ gehörig erklärt und Künstler dann auf Instagram extrem übergriffig und erpresserisch unter Druck setzt, weil sie nicht sofort auf seine Interview-Anfragen reagieren?
Ja, das ist der Autor, der ein höflichen Respekt im Umgang von Shahak Shapira eingefordert hatte, aber kalt ignoriert wurde, dann verbal in einer privaten Mail über die Stränge geschlagen ist und nun öfentlich mit einem Incel verglichen wird, der Frauen auf Tinder bedroht. Da sollten wir Shahak und ich wohl beide mal social/medial/verbal abrüsten…
Noch kurz zur Konkretisierung: Ich habe nicht eine, Interview-Anfrage geschickt, sondern über drei Monate hinweg fünf, und auf keine hat er reagiert; das ist nicht nur extrem unhöflich, sondern angesichts der Zeit für ein schlichtes “Keine Zeit/Lust, schönen Gruß” komplett unnötig. Und als “einer der Guten” habe ich mich bezeichnet, falls er Angst hat, ich gehöre zur AfD oder stehe sonst wie außerhalb des Diskurses…
Geht aber eben zu weit, jemanden bei jeder Gelegenheit niederschreiben zu wollen, weil er nicht auf Interview-Anfragen reagiert. Was seine Sache und bei einer derart penetranten Person wie Ihnen offensichtlich auch die richtige Entscheidung war. Wie arrogant, selbstverliebt und weltentrückt kann man sein, das auch noch gut und richtig zu heißen …
Ach, wir kennen uns persönlich? Oder schließt du einfach mal aus zwei random Mails meine gesamte – offenbar penetrante – Persönlichkeit? Interessant. Zumal ich in meiner Antwort durchaus eigene Fehler eingeräumt hatte, aber lass deinem Hass nur freien Lauf, Namenlose*r…