Supersemppft, Pom Poko, Smashing Pumpkins

Supersempfft

Der popkulturelle Mainstream steckt in einer Zwickmühle. Seit langem schon. Man könnte ihn gut an der Diskrepanz zwischen Wave und Electronica oder Punk und Techno. Während erstere auf filigrane Art ihre Ernsthaftigkeit zelebrieren, sind letztere gern in schlichter Weise unernst. Zwischentöne? So selten, dass man in der Geschichte manchmal rückwärts reisen muss, um sie zu finden. Bei Supersempfft zum Beispiel.

Kennt hier niemand? Kann sich ändern. Denn Bureau B bringt das Debütalbum des hessischen Duos neu heraus und zeigt darin, wie verspielt technoid-waviger Electropunk 1979 war. Roboterwerke ist von vorne bis hinten ein so futuristischer Ritt durch die damals noch neue Welt analog-artifizieller Klänge, dass trotz Glamrock- und Retrofunk-Sequenzen praktisch kein Stück davon schlecht gealtert ist.

Supersempfft – Roboterwerke (Bureau B)

Pom Poko

Wenn jemand sagt, irgendwer sei erwachsen geworden, ist Vorsicht angeraten – impliziert es doch den Vorwurf, der oder die Erwachsene sei vorher für was auch immer noch nicht reif gewesen. Und das war bei der norwegischen Noisepop-Band Pom Poko definitiv nicht der Fall, als sie 2019 ihr erstes Album gemacht haben. Birthday – und mehr noch Cheater zwei Jahre später – sind zwar verworrene Krachsinfonien, in ihrer Absurdität aber ungemein clever und geistreich.

Trotzdem hat sich das Quartett auf Champion spürbar weiterentwickelt. Die 3:33-Minuten-Metrik ihrer scheppernd schönen Gitarrengespinste wirken konzentrierter, der dialektische Engelsgesang von Texterin Ragnhild Fangel Jamtveit kommt darin besser zur Geltung. Alles wirkt ein bisschen geerdeter, ohne an experimenteller Courage zu verlieren. Die elf Stücke daher, bei Musik nicht zu unterschätzen, kann man daher auch mal einfach nebenbei hören. Und sich sauwohl dabei fühlen. Toll!

Pom Poko – Champion (Bella Union)

Smashing Pumpkins

Man kann gar nicht oft genug betonen, welche überragende Bedeutung Smashing Pumpkins für die heutige Musik im Allgemeinen und ihr Publikum im Besonderen haben. Fragiles Gefühl in so brachialen Sound zu packen, hat Abermillionen ambivalente, geschlechterdiverse, unbehauste Persönlichkeiten vervollkommnet. Schön, dass sich die Grunge-Band 33 Jahre nach Gish und 24 seit der Reunion endlich wieder daran erinnert.

Bis auf Bassistin D’Arcy in Originalbesetzung, lassen es Billy Corgan, James Iha und Jimmy Chamberlin wieder sensibel krachen. Klar – Aghori Mhori Mei erreicht nie die elegische Wucht von Siamese Dream. Aber es verkneift sich die altersweisen Versuche, intellektueller zu klingen als nötig. Mit Gitarrengewittern wie Edin und Sighommi oder das metallische War Dreams of Itself bleiben sich Smashing Pumpkins treu, werden trotz des verstiegenen Titels aber auch endlich wieder wahrhaftig.

Aghori Mhori Mei (Martha’s Music)



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