Musks Buddy & Kebekus Kids
Posted: August 19, 2024 | Author: Jan Freitag | Filed under: 1 montagsfernsehen |Leave a commentDie Gebrauchtwoche
12. – 18. August
Die Medienbranche muss sich seit vorigem Dienstag um ihre Vormachtstellung innerhalb der Informationsbranche sorgen, und nein – dass lag nicht daran, dass mit Richard Mörtel Lugner ein jahrzehntelanger Lieferant leicht bekömmlicher, clicksicherer News weggestorben ist. Es lag natürlich an Elon Musk. In seinem rund zweistündigen Gespräch mit Donald Trump hat er vor 1,3 Millionen X-Usern schließlich vielerlei bewiesen.
Er ist der weltbeste Journalist auf der weltreichweitenstärksten Plattform mit der weltfehlerfreiesten Technik für weltanspruchsvolle Werbekunden. Wer die vier hier enthaltenen Fehler entdeckt, darf beim Wiener Opernball 2025 am Mörtel-Lugner-Lookalike-Wettbewerb teilnehmen oder wahlweise in der Kommentarspalte einer geplanten ZDF-Sendung mit dem Focus-Populisten Jan Fleischhauer zwei Stunden lang über linksgrünversiffte Genderideologie herziehen.
Die Auflösung: Elon Musks „Interview“ war ungefähr so faktenbasiert, also journalistische wie ein AfD-Plakat im sächsischen Wahlkampf. Seiner heruntergewirtschafteten Twitter-Ruine X läuft die lesende (also hetzende) Kundschaft auch deshalb in Scharen weg, weil die 40-minütige Verspätung der Trump-Show gewiss keine Cyberattacke, sondern veraltete Technik zugrunde lag, auf der immer weniger seriöse Unternehmen im Umfeld rechtsextremer Hetze werben wollen.
Außer solche wie Jürgen Elsässers rechtsextremes Verschwörungsfanzine Compact, das einen fiesen kleinen Sieg über die Vernunft eingefahren hat. Das Bundesverwaltungsgericht hat Nancy Faesers schlampig formuliertes Verbot der Wirtschaftseinheit dahinter kassiert. Aus Formgründen zwar, weshalb ihr Verdikt in nächster Instanz Bestand haben könnte. Bis dahin aber knallen in Elsässers blaubraunem Sumpf die Sektkorken. Ein Sound, der beim Online-Buchhändler (und damit Amazon-Vorgänger) Weltbild nicht zu hören war.
Nach fast 80 Jahren am Printmarkt und vergeblicher Investorensuche sind Verlag und Versand endgültig pleite. Schwere Zeiten überall. Die Promis aller Art, sofern sie karitativ tätig werden, vor allem kulleräugig angehen. So wie Carolin Kebekus gutgemeinte, aber wohlfeile Hilfsaktion #KINDERstören für die Rechte der Kleinsten. Für derlei Empathie-Trigger verschiebt das Erste sogar seine Premium-Fiktion, den Tatort.
Die Frischwoche
19. – 25. August
Die Premium-Fiktion auf Prime heißt dagegen: Perfekt verpasst. Das Team von How To Sell Drugs Online (Fast) lässt darin Bastian Pastewka und Anke Engelke gerade donnerstags achtmal 30 Minuten auf engstem Raum der Mittelstadt Marburg aneinander vorbeileben. Von der Idee her witzig, erschöpft sich die Titelstory zwar gelegentlich in arg kindischem Humor. Die Zwickmühle der zivilisationsmüden Generation X zwischen Nostalgie und Digitalisierung allerdings wird mit feiner Klinge seziert.
Richtig in die Hose geht hingegen die japanische Version der anarchistischen Warner-Serie Rick and Morty. Während das US-Anime seit Jahren verlässlich für absurden Aberwitz mit hohem Tempo und origineller Punchline glänzt, verliert sich der Ableger in melodramatischer Manga-Ästhetik, die alle außer Cosplay-Fans vermutlich langweilt. Dann doch lieber täglich zur besten Sendezeit bei RTL die Dschungel-Allstars beim Dschungel-Allstars-Sein beobachten.
Alter Wein in neuen Schläuchen, popkulturell aufgeblasen und dadurch auf belanglose Art unterhaltsam also – wie das, was die ARD ab heute in der 3069. Staffel Sturm der Liebe verbreitet, wo ab November kein Geringerer als Bruce Darnell ein paar Gastauftritte hat. Was im kratertief klaffenden Sommerloch wirklich neu ist demgegenüber Carl Hiassen’s Bad Monkey bei Apple TV+, wo sich Vince Vaughn zehn Teile lang als Ex-Cop auf Exil-Ermittlungstour in Amerikas Provinz befindet.

