Being Dead, Hamburg Spinners, Memorials

Being Dead

Übers Sterben und dem, was danach kommt, gibt es viele Theorien. Erstaunlich viele sind hoffnungsfroh, andere deprimierend, einigen kann man sich darauf, dass Leichen den Lebenden weniger zu geben haben als umgekehrt, aber wenn Tote ihren Zustand so schön besingen wie Being Dead aus Austin, ist das auch egal. Das Trio der subkulturellen Exklave des reaktionären Trump-Bistums Texas macht einfach die Nacht zum Tage und das Dunkel taghell.

Eeels heißt ihr versponnene Konglomerat psychedelischen Surf-Punks im Garagen-Stil. Und es klingt, als würde jemand die Beach Boys mit der Family of the Year auf einem kaputten Plattenspieler herumeiern lassen, bis der entstandene Sound Wüstensand hustet, was bei Falcon Bitch und Shmoofy allerdings klingt wie die durchgeknallten Texte: pumperlgesund und munter wie ein Festival-Opener unter Bäumen im Nachmittagssonnenschein.

Being DeadEels (Cargo)

Hamburg Spinners

Die Hamburg Spinners tragen Geisteszustand und Herkunft dagegen bereits im Namen. Das Quartett um den als Erobique szenekundigen Carsten Meyer verortet sein drittes Album zwar Im Schwarzwald, stammt aber trotz badischer Aufnahme aus dem Norden und frönt dort einer Form retrospektiver Nostalgie, die es Mod-Jazz nennt und so aus der Zeit gefallen ist, dass es fast schon wieder modern wirkt.

Gitarrist Dennis Rux pickt dabei so frickeligen Funk unter Erobiques Keyboardpeitschen, dass Bass (David Nesselhauf) und Drums (Lucas Kochbeck) fast mäßigend aufs Sammelsurium wattierter Sixties-Beats und Twenties-Adaptionen einwirken. Gelegentlich fehlt der Gesang, um die melodiöse Vielfalt richtig schätzen zu wissen. Aber auch so wünscht man sich einen Nierentisch mit quietschbuntem Longdrink am Pool, um sich dazu im Takt des Gestern zu wiegen.

Hamburg Spinners – Im Schwarzwald (Buback)

Memorials

Und um an diesem sonnigen Frühherbstspätsommertag ausnahmslos Musik zu feiern, die zeitgenössische Hörgewohnheiten mit antiquierter Verve umkurven, noch ein wirklich ganz fantastisches Debütalbum: Memorial Waterslide vom englischen Duett Memorials, ein retrofuturistischer Punkpop, der ein bisschen an Nico auf Speed erinnert, also seiner Zeit ziemlich voraus ist und zugleich atemlos hinterherhechelt.

Verity Susman und Matthew Simms, zuvor gemeinsam bei Electrelane und Wire aktiv, surfen irgendwie aufgeregt und nervös, zugleich aber zielstrebig durch übersteuerte Gitarren- und Orgelgewitter, dass die Ohren fiepsen. Aber es ist ein gutes, energisches Fiepsen. Ein disharmonisch-eleganter Tinnitus wie die Filmmusik knisternder C-Movies der 70er, regelmäßig gelindert durch zarte Balladen wie Name Me und deshalb: vielfältig gut.

MemorialsMemorial Waterslide (Cargo)



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