Wie bitter!

fragezeichen_1_Das Sportinterview kennt eine eherne Regel: Da der Interviewer ohnehin weiß, wie es dem Interviewten geht, fragt er bloß noch Stichworte ab.

Von Jan Freitag

Dafür, dass Sport eine emotional eher berechenbare Sache ist, wird seine emotionale Unberechenbarkeit sehr gepflegt. Was in Sportlern vor sich geht, die gerade gesiegt/vergeigt haben, dürfte selbst Küchenpsychologen klar sein. Trotzdem fragen die unbedarftesten davon, vulgo: Sportreporter, immer das Gleiche: „Mario Gomez: 0:5 verloren, keinen Zweikampf gewonnen und dazu noch verletzt – wie bitter ist das?“. Dass sich der Befragte auf derlei Dialoge einlässt und die Bitternis bloß adverbial variiert (sehr/schon/schon sehr), überrascht da fast mehr als die Blödheit des Abpfiffverhörs. Dabei sollte er, statt zu antworten, doch gegenfragen: Wie bitter, Herr Antwerpes/Réthy/Simon, es denn sei, so miserable Interviews zu führen…

Doch die haben gute Gründe. Der eine steht vor ihnen und heißt: Schlichtheit. Wer, wie von Felix Magath gefordert, ohne Schulabschluss Fußballprofi wird, soll gefälligst nicht auch noch denken für seine Millionen. Der andere steht hinterm Mikro und lautet: Kontrollsucht. Wenn man schon live vor die Kamera bittet, muss man ja nicht noch unerwartete Antworten fürchten. Das Fernsehen von heute duldet nämlich einiges, Überraschungen sicher nicht. Bitter. Aber wie bitter genau?


One Comment on “Wie bitter!”

  1. brukoland's avatar brukoland says:

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