Night Laser, Scarlxrd
Posted: March 15, 2019 | Author: Jan Freitag | Filed under: 5 freitagsmusik |Leave a comment
Scarlxrd
Wenn man als Musiker so richtig wütend ist und dies unbedingt rausbrüllen muss, gibt es von Death Metal über HipHop bis Screamo und Punk eine Unzahl an Genres, es zu tun. Weil Marius Lucas-Antonio Listhrop offenbar so richtig wütend ist, aber zugleich etwas entscheidungsschwach, um sich für eines der angesprochenen Genres zu entscheiden, hat er einfach den Mittelweg gewählt und alles ineinandergekippt, bis daraus Scarlxrd geworden ist – ein ungeheuer vielschichtiges, sensationell grimmiges Solo-Projekt des Mittzwanzigers aus dem englischen Wolverhampton, der nicht ohne Grund nebenbei noch Frontman der Nu-Metal-Band Myth City ist.
An Haut, Haar und Kleidung so dunkel, wie seine Seele zu sein scheint, brüllt er auf dem zweiten Album seinen Hass aufs Dasein bürgerlicher, biederer, beliebiger, anteilnahmsloser Existenzen auf Platte, dass man beim Hören unvermeidbar aufgekratzt wird. Umwabert von düsterem Trap und Elementen aus Metal, Hardcore, TripHop gibt es zwölf Stücke lang nicht den leisesten Versuch, der Harmonielehre zu gehorchen. Alles an Infinity ist Furor, alles daran ist aber auch ein sensibles Gespür für Struktur im Chaos. Keine Album zum Entspannen, im Gegenteil. Aber wer will das schon, in Zeiten wie dieser…
Scarlxrd – Infinity (Universal)
Gig der Woche
Night Laser
Heavy Metal, sagen Außenstehende übers geschrammelte Pathos in Nietenleder, Heavy Metal is more fun doing than listening. Selbst für Außenstehende stellt sich jedoch gehöriger Spaß ein, wenn Heavy Metal auch optisch so richtig die Sau rauslässt. Und genau das haben die Lokalmatadoren Night Laser am Mittwoch mit drei artverwandten Bands im Hamburger Logo gemacht. Mit Cowboystiefeln und Röhrenjeans, Augenkajal und Tropfensonnenbrillen, Wind in den Matten und Groupies am Bühnenrand trieb das Quartett den heiligen Unernst des thrashigen Glamrock auf die Spitze, ohne ihn lächerlich zu machen. Textzeilen von “trouble in the neigbourhood” bis “boys are running wild” legen zwischen all den Gitarrensoli um Benno Hankers’ Opernfalsett zwar das Gegenteil nah. Aber dafür sind Max Behrs Drums viel zu virtuos, Hannes Vollraths Riffs zu unprätentiös. Und der Rest? Eine gigantische Show. Nicht nur für Metalfans. Aber für die besonders.