Gökdemir & Zimmermann: heute-up:date

Augenringe verraten so einiges

Im heute journal up:date stehen seit dieser Woche erstmals zwei Frauen allein im Nachrichtenrampenlicht des ZDF: Hanna Zimmermann und Nazan Gökdemir (Foto: ZDF/Witte/Weddig). Ein Gespräch mit den zwei Info-Profis über Gleichberechtigung, Bildsprache, Augenringe und Disziplin im Schichtbetrieb.

Von Jan Freitag

Frau Zimmermann, Frau Gökdemir, haben Sie je von Angelika Hinsch und Petra Welling gehört?

Hanna Zimmermann: Nein.

Nazan Gökdemir: Sollten wir?

So heißt die weibliche Doppelspitze im Stückgutverband Systemlogistik Paderborn. Was sagt es über die Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft aus, wenn selbst Männerdomänen mittlerweile von zwei Frauen geführt werden?

Zimmermann: Mir sagt es vor allem, dass es aber auch mal Zeit wird.

Gökdemir: Und entsprechend Zeit, so etwas nicht mehr ständig thematisieren zu müssen.

Sie klingen jetzt beide so kurzangebunden, als wäre Ihnen die Vorreiterinnenrolle irgendwie unangenehm. Dient die Tatsache, dass es nach der taz und der freundin nun auch beim heute-journal up:date eine weibliche Doppelspitze gibt, nicht unweigerlich dem Kampf um Gleichberechtigung in den Medien und damit der Gesellschaft?

Gökdemir: Der Kampf für mehr Gleichberechtigung sollte stets geschlechterunabhängig sein.

Zimmermann: Dass Frauen Führungspositionen übernehmen oder auch mal zwei Frauen eine Nachrichtensendung moderieren, sollte ja eigentlich nichts Besonderes sein.

Gökdemir: Zwei Moderatorinnen und eine mit Migrationshintergrund. Ich ahne, dass Sie mich gleich auch noch auf meine türkische Herkunft ansprechen.

Sie kommen mir da in der Tat zuvor.

Gökdemir: Grundsätzlich will ich im Zusammenhang mit meiner Arbeit vor allem als Journalistin wahrgenommen werden. Ich bin Frau, Gastarbeiterkind und noch so vieles mehr, und ich habe eine gewisse Sensibilität für gesellschaftliche Themen und Probleme. Wenn ich anderen Mut machen kann – umso besser. Aber in einer Nachrichtensendung spielt meine Herkunft keine Rolle.

Worum genau geht es darin denn?

Zimmermann: Der Name der Sendung trifft es gut. Wir liefern zur späten Stunde ein Update, also den neusten Stand der wichtigsten Nachrichten des Tages. Wenn nach dem „heute journal“ noch etwas passiert, dann berichten wird natürlich darüber. Und das geschieht öfter als man denkt. Beispielsweise, wenn ein EU-Gipfel wieder bis in die Nacht hinein dauert oder bei Nachrichten aus den USA wegen der Zeitverschiebung.

Gökdemir: Wir wollen zu später Stunde die wichtigsten Nachrichten des Tages zusammenfassen: verständlich, gut verdaulich und auch packend. So wie das heute-journal das Flaggschiff der Primetime ist, sollte das up:date das Flaggschiff der Late-Night sein.

Also keine Vertiefung, sondern Fortsetzung?

Gökdemir: Die Herausforderung ist definitiv, das heute-journal um weitere Perspektiven, O-Töne, Informationen zu bereichern. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir denselben Aufmacher haben, ist groß. Aber unter aktualisierten Gesichtspunkten.

Zimmermann: Wir werden Themen auch vertiefen, durch erklärende Grafiken und Videos, zum Teil auch mit einem etwas anderen Schwerpunkt als am Abend.

Bei Ihrer Referenzgröße, der abgesetzten Nachrichtensendung heute+, hatte man angesichts der modernen Bild- und Tonsprache gelegentlich das Gefühl, hier wird Fernsehen für jene gemacht, die gar nicht mehr fernsehen.

Zimmermann: Dazu muss man wissen, dass sich einiges, was früher auf diesem späten, etwas experimentelleren Sendeplatz gelaufen und gut angekommen ist, später auch in anderen Sendungen des ZDF-Programms gefunden hat.

Gökdemir: Andererseits machen wir auch mit moderner Bildsprache und passender Tonalität Programm für alle Altersgruppen. Wer kurz vor Mitternacht noch wach ist und sich informieren will, schaltet uns ein. Aber sowohl Hanna, die ja schon heute+ gemacht hatte, also auch ich als Moderatorin des Arte Journal, haben unsere eigene, subjektive und manchmal augenzwinkernde Ansprache.

Wie konsumieren Sie selber denn Informationen?

Zimmermann: Ich konsumiere Nachrichten auf unterschiedlichsten Wegen. Das Fernsehen gehört natürlich dazu, wobei ich Sendungen nicht nur zu einer bestimmten Uhrzeit im linearen Programm sehe, sondern oft auch zeitversetzt in der Mediathek, zum Beispiel auf meinem Smartphone. Außerdem höre ich gern Radio, lese Onlinemedien und nutze auch Twitter als Informationsquelle.

Gökdemir: Bei mir wird auch alles von Online über Radio und Zeitungen konsumiert. Und zwar nicht, weil ich es muss, sondern weil ich es will.

Und beruflich kommen Sie mit der Nachtschicht klar?

Gökdemir: Da müssen Sie mich in zwei Monaten noch mal fragen. Augenringe verraten so einiges…

Zimmermann: Ich kenne das ja schon. Es hilft auf jeden Fall, wenn man wie ich eher nicht der frühe Vogel ist, sondern die Nachteule.  So oder so ist aber auch etwas Disziplin gefragt. Nach der Sendung sollte man nicht mehr zu lange wach bleiben, damit man genug Schlaf bekommt.

Gökdemir: Also ich komme lieber spät von der Arbeit nach Hause, als dass ich früh zur Arbeit muss.

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