El Hotzos Comeback & RTLs Verbrechen

Die Gebrauchtwoche

TV

28. Oktober – 3. November

Es ist das Comeback der Woche, und nein – damit ist nicht Donald Trump gemeint, sondern El Hotzo. Im Sommer hatte er die Meinung der Mehrheit demokratischer Menschen über ein bildmächtiges Attentat in zwei pietätlose Pointen gepackt und war von Deutschlands Medienmoralinstanz schlechthin – dem RBB – gecancelt worden. Jetzt kehrt er in Jan Böhmermanns RTL+-Doku I’m sorry, Mr. President – Der tiefe Fall des El Hotzo auf den Bildschirm zurück, und siehe da – die 38-minütige Entschuldigungs-Mockumentary ward auf wahrhaftige Weite witzig.

Also das genau Gegenteil dessen, was dem Planeten Mittwochnacht auf allen Kanälen droht. Womit an dieser Stelle ausnahmsweise nicht das Comeback des Herbstes gemeint ist, nämlich Stefan Raabs Rückkehr zum ESC, für den er gemeinsam mit dem NDR die Kandidatensuche betreiben wird. Nein, knapp fünf Monate vorm deutschen Gesangswettbewerbssieg, den der Rückkehrer verspricht, könnte tatsächlich ein Faschist als US-Präsident vereidigt werden.

Es wären dunkle Zeiten für alle. Wobei liberale Medien womöglich gar kurzfristig profitieren wie 2016, als der Thrill um Trump die Zugriffszahlen seriöser Zeitungen und Portale kurz explodieren ließ. Um den Grund dafür zu verhindern, haben sich reihenweise Promis aller Gattungen gegen den Ex-Präsidenten positioniert. Im Medien-Biz allerdings war es eigentlich nur Netflix-Chef Reed Hastings, während praktisch alle anderen den Schwanz einzogen

Allen voran natürlich Amazon-Chef Jeff Bezos, der seiner Washington Post erstmals eine Wahlempfehlung untersagte. Mark Zuckerberg dagegen verordnet sich und Facebook eine Art Neutralität, die alle Vernunftbegabten leicht als Votum pro Trump dechiffrieren. Und von Elon Musk können wir an dieser Stelle nur schweigen und reden stattdessen lieber übers Entertainment in trauriger Zeit.

Die Frischwoche

0-Frischwoche

4. -10. November

Es unterhält uns ab Mittwoch in der ARD-Mediathek zum Beispiel mit Staffel 4 der wunderbaren EU-Satire Parlament. Fügt dem Daily-Kosmos von RTL+ zwei Tage später den 26-teiligen DSDS-Ableger Uferpark mit Skateboardern und Jo Gerner als Jo Gerner als Jo Gerner hinzu. Macht aus Frederick Forsyths Spionage-Bestseller Der Schakal 24 Stunden zuvor die Sky-Serie The Day of the Jackal. Und fügt der endlosen Reihe fiktionalisierter True Crime heute Abend in der ZDF-Mediathek den nächsten Sechsteiler hinzu.

In Kidnapped Chloe Ayling geht es ums gleichnamige Model (Nadia Parks), das sieben Jahre zuvor von einem Menschenhändlerring in Mailand entführt wurde. Ganz real kriminell ist auch die deutsche Titelfigur der Prime-Doku German Cocaine Cowboy ab Sonntag, wo sie in ein kolumbianisches Drogenkartell aufsteigt. Und dann wäre da ja noch Real Crime, die lange Zeit auf Sendersuche war: Zeit Verbrechen.

Produziert von Paramount+, dann aber dem Kahlschlag deutscher Fiktionen zum Opfer gefallen, hat die vielfach preisgekrönte Serien-Adaption des gleichnamigen Podcasts nun bei RTL+ Asyl gefunden. Zunächst vier Folgen à rund 60 Minuten lang stellen Helene Hegemann, Mariko Minoguchi, Jan Bonny und Faraz Shariat am Mittwoch beispiellose Straftaten nach, wobei besonders die ersten zwei Filme absolute Sensationen sind.

Was alle eint, sind aber experimentelle, fast revolutionäre Bildsprachen, die teils jede Sehgewohnheit auflösen, ohne das Publikum damit alleine zu lassen. Dieses Niveau erreicht da eigentlich nur noch die ARD-Tragikomödie Bad Influencer, ab Freitag in der Mediathek. Lia von Blarer spielt darin eine Hardcore-Feministin, die acht Teile lang mit einem Pick-up-Artist darum kämpft, wer am Ende des Monats mehr Follower*innen hat.

Das ist manchmal leicht übersteuert, aber in Donnas berechtigter Wut durchaus glaubhaft und ziemlich amüsant. Ob das auch für die Pro7-Show Destination X, gilt, in der deutsche Weltstars von Andreas Elsholz bis Hanna Sökeland auf Roadtrip durch Europa gehen? Na ja… Dann doch lieber auf Thomas Manns Zauberberg, dessen Erstveröffentlichung vor 100 Jahren Arte ab Mittwoch feiert.



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