Das Dienstagsgeheimnis
Posted: February 23, 2016 | Author: Jan Freitag | Filed under: 2 dienstagsmarthe |Leave a comment
Heldenwirkungstrefferwarteschleife
Gewiss, es zählt zu den ungeschlagenen Evergreens absurder Film- und Fernsehstandards, aber warum Filmhelden selbst im Kampf mit großen Gruppen skrupelloser Filmhelden-Feinde grundsätzlich abwechselnd, also einzeln angegriffen werden, bedarf doch einer genaueren Erklärung.
Von Jan Freitag
Würden die realen Regeln zünftiger Wirtshauskeilereien oder der dritten Halbzeit im Zeitalter gewaltaffiner Hooligans auch am Bildschirm gelten – das der Filmhelden wäre rasch beendet gewesen: weil sie oft einsame Streiter wider das Böse sind, ihm also gern allein entgegen treten, reichte stets eine Handvoll Gangster, um beim kollektiven Angriff Schluss zu machen mit dem Heroismus. Da Helden aber nun mal den Nährboden fast aller Erzählungen sind, pflegen visuelle Medien seit jeher, Attacken jeder Art gegen sie abwechselnd fahren zu lassen. Man kann das schön in jedem Infight à la Karl May sehen: Während Old Shatterhand einen Cowboy erledigt, stehen die 23 anderen allenfalls zappelnd, aber passiv im Kreis herum und warten brav auf ihre Abreibung. Nur warum genau?
Da wäre zunächst die Fürsorgepflicht der Produktion fürs Happyend. Dem würden Ganoven, die zwar jedem Kleinkind im Notfall hinterrücks in den Rücken schössen, aber im Nahkampf plötzlich Sittenstrenge bewiesen, ja beim ersten Heldenkontakt den Garaus machen. Zumal, Grund 2, die Heldentauglichkeit wahrer Helden im Repertoire wirksamer Methoden vom fatalen Leberhaken bis zum spiralförmig eingesprungenen Double-Foot-Side-Kick besteht, Schurken möglichst variabel (man frage da nur mal Terrence Hill und Bud Spencer) unschädlich zu machen. Hinzu käme ein Gebot filmischer Übersichtlichkeit, das die Verantwortlichen (auch aus Kostengründen) von Massenszenen Abstand nehmen lässt. Und da war vom Postulat der Handlungsökonomie, in deren Sinne es sinnvoll ist, das Wesen gewöhnlicher Heldenstoffe (also den Heldenkampf) nicht in zwei, drei Minuten durch frühzeitigen K.O. abzuschöpfen, noch gar nicht die Rede. Also, liebe Gegenspieler: bitte anstellen! Ihr kommt schon noch dran…