Eule findet den Beat, Tanita Tikaram

TT16-EuleEule findet den Beat

Berechnung ist eigentlich keine sonderlich gute Basis für glaubhafte Musik. Das zeigt sich nirgends auf dem Sound gewordenen Kalkül Schlager, am besten noch kombiniert mit dem blut und bödischen “Volk”. Exakt auf repetitive Mechanismen baugleicher Interpreten zugeschrieben, kann ein einzelner Tonadministrator am Rechner ja Tausende von Hits landen, die sich gerne gleichen wie ein Musikantenstadl dem anderen. Fragt sich nur: Muss man die Jugend nicht früh vor so viel Berechnung schützen? Ja, muss man. Aber konfrontativ. Wie Eule findet den Beat. Das theatralische Bandprojekt aus Hamburg erklärt Kindern seit einiger Zeit bereits die Genres des Pop in musikalisch begleiteten Hörspielen; nun legt das Partyorchester sein zweites Album vor und beginnt die Reise durch Europas Klänge im deutschen Schlagerhimmel.

Denn dort, singt die vielköpfig virtuose Band im Seifentimbre, seien nicht nur alle Ecken rund, sondern die grauesten Wolken bunt und Ferkel landen auch nicht in der Wurst, sondern bleiben pumperlgesund ein Leben lang. Das ist so lehrreich wie entlarvend und auf kritische Art unterhaltsam. Zumal im Anschluss auch die regionale Folklore von Frankreich über Irland bis Schweden ihr Fett wegkriegt, ohne verächtlich gemacht zu werden. Um irgendwann mal empfänglich zu sein für vertracktere Töne, ist so ein Crahkurs überaus heilsam. Zumal er wie beim hinreißenden Debütalbum doppelt verabreicht wird. Während Eule die Welt der Musik von Pop bis Oper, von Reggae bis Rock auch 2014 in Form eines ziemlich putzigen Hörspiels erkundet hatte, gibt es auch diesmal eine CD mit purem Liedgut und eine mit Begleitgeschichte, was die Kernzielgruppe naturgemäß am besten entertaint. Also: Eule an, Radio aus, so schaffen‘s auch Eltern schmerzfreier durch die Pubertät ihrer Kleinen.

Eule findet den Beat – Auf Europatour (Universal)

Hype der Woche

Tanita-Tikaram-Closer-To-The-People-CDCover-px400Tanita Tikaram

Mit dem Alter fängt man an, sangen einst die famosen Aeronauten, sich für Country-Musik zu interessieren. Variante zwei: Loungejazz. Machen ja viele, die in jungen Jahren Pop machten, der mit, sagen wir, Richtung 50 beginnt, ein bisschen peinlich zu wirken. Wenn jemand schon in jüngeren Jahren allerdings so getragen klingt wie die britisch-deutsch-südseeische Songwriterin Tanita Tikaram, ist das irgendwie völlig angebracht. Mit Closer To The People bringt sie heute fast 30 Jahre nach ihrem Superhit Twist In My Sobriety ihr neuntes Album raus und es ist musikalisch definitiv ein jazzloungiges Alterswerk, das man aber schon deshalb nicht als solches missverstehen sollte, weil sie fernab der Aufmerksamkeitsindustrie eigentlich immer Platten gemacht hat. Dieses hier muss man nicht mögen, nur weil man mit Tanita Tikaram erwachsen geworden ist. Man kann es jedoch nur mögen, wenn man kein Teenager mehr ist.

 

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