Sasami Ashworth, Alice Phoebe Lou

Sasami

Sasami Ashworth ist gar nicht da. Rein physisch mag die Songwriterin aus Los Angeles zwar anwesend gewesen sein, als ihr fabelhaftes Debütalbum nahezu im Alleingang entstanden ist. Psychisch jedoch, also geistig und mental, hat sie beim Einspielen der zehn Stücke offenbar kurz mal ihren Körper verlassen, ist hoch in Kaliforniens strahlend blauen Himmel entschwebt und sich dort im Palmenhain ihrer angenehm aufgewühlten, aber watteweichen Arrangements verflüchtigt. Umschwurbelt von fuzzigen Gitarrenriffs, leicht bekifften Keyboards und einer Portion Aberwitz in Drums und Samples, schildert sie ihr Seelenleben, als sei es das einer anderen.

Dieses Seelenleben ist zum Glück zwar ein bisschen liebeswund, aber niemals larmoyant. Das Tollste aber: SASAMI, so heißt dieses bezaubernde Wunderwerk des Alternative-Pop, kommt nie entrückt, geschweige denn esoterisch daher. Stattdessen lädt es uns ein, knappe 45 Minuten lang mit ihr auf derselben Wolke zu sitzen und herunterzuschauen auf eine Welt, in der es längst so irre zugeht, dass man seinen Fluchtimpulsen ruhig mal ein Weilchen folgen darf. Diese Zeit da oben mit dieser Multiinstrumentalistin mit Flügelhorn ist wie in der Lieblingsbar beim Lieblingsdrink mit Lieblingsbarflies zu sitzen und nichts zu tun außer – sein.

Sasami – Sasami (Domino)

Alice Phoebe Lou

Die Grenze zur Esoterik ist, seien wir ehrlich, bei Alice Phoebe Lou hingegen schon ein wenig näher gerückt als bei der äußerst weltlichen Sasami Ashworth vom anderen Kontinent. Schon wie die Wahlberlinerin aus Südafrika aussieht – ein bisschen wie aus dem Elbenwald von Mittelerde oder einem isländischen Vulkan entsprungen, leicht anämisch, seltsam entrückt, nicht ganz von dieser Welt jedenfalls. Und so klingt dann auch ihr zweites Album mit dem sprechenden Titel Paper Castles. Zu Anfang jedenfalls. Stück für Stück jedoch entfacht es einen versteckten Schwung, der klingt wie eine Big Band in einem Pool voller Wackelpudding.

Die meisten der zehn Lieder scheinen sich ihrer hintergründigen Kraft fast ein wenig zu schämen, so verträumt haucht Alice Phoebe Lou ihren Inhalt in die Welt. Leicht windschief, aber ausdrucksstark und schön zittert sie sich durch karibische Klangfragmente im jazzigen Swing-Gewand, kiekst dazu wie in Galaxie schon mal wie auf einer Überdosis Absinth und singt überhaupt so hinreißend schräg, ohne schräg klingen zu wollen, dass man spontan in den Wackelpuddingpool dazu springen möchte. Kreativ, verschroben, verträumt und virtuos – der perfekte Sound zum Weltfrauentag.

Alice Phoebe Lou – Paper Castles (Motor)

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