Whitney, RSS Disco, Jockstrap

Whitney

Dass aller guten Dinge drei sind, ist wie alle Sprichworte natürlich pauschalierter Unsinn. Aber wie jedes Sprichwort wartet auch dieses auf seine Bestimmung und urteilt aus sicherer Entfernung. So ist es mit dem dritten Album von Whitney, der besten ereignislosen Band überhaupt. Sechs Jahre, nachdem ihr Debüt Light Upon the Lake Easy Listening avantgardetauglich machte, erscheint nun Spark – und wieder passiert wenig. Wieder klingt alles wie in Quark gewälzte Beach Boys. Und wieder ist es wundervoll.

Erinnert der Opener von Julien Ehlrich und Max Kakacek aus dem wuseligen Chicago noch an Bee Gees auf Ketamin, wird es auch danach nur selten dynamischer, versprüht aber dieses buntgemusterte Gefühl von Selbstgenügsamkeit, in der Westcoast-Pop mit Eastcoast-Synths zu einer Melange von so eleganter Cremigkeit emulgiert, dass selbst der dauernde Falsett darin Konturen kriegt. Es bleibt dabei: Whitney haben den Softrock so schön sediert, dass auch Album 4 vermutlich klingt wie 1-3 und dennoch Lust auf Nr. 5 macht.

Whitney – Spark (Secretly Canadian)

RSS Disco

Und was Whitney auf analoge Art zaubern, erzeugen ihre Hamburger Ausstrahlungskollegen RSS Disco in digitaler Vollendung. Das Trio schafft es seit geraumer Zeit schon, Technofestivals aller Art behaglich ins Morgengrauen zu grooven. Jetzt erscheint der Longplayer Mooncake – und wieder wünscht man sich instinktiv auf einen baumumstandenen Floor fernab der 120bpm-Stampfböden, um die letzten Restenergien aus der Hüfte zu kitzeln und dann ab ins eigene Zelt.

Als hätte man Prince eine Dosis Air verschrieben oder die Achtziger in einer Dose Nuller verrührt, plöddert psychedelischer Dreampop auf dem ersten richtig physischen Album durch sonnendurchfluteten Tropical-House, kriecht dabei wie geliert durch abklingende Spaßdrogenversuche und schafft es dennoch, in aller Langsamkeit temporeich zu klingen oder umgekehrt. Das ist mindestens dreimal so berückend wie all die beatüberfrachteten Acts in den Festzelten nebenan.

RSS Disco – Mooncake (Mireia Records)

Jockstrap

Das Londoner Duo Jockstrap dagegen wäre ohnehin eher was für den kleinen Sperrholz-Floor abseits der Trampelpfade zu den großen Stages, irgendwo versteckt im Birkenwald vielleicht. Auf I Love You Jennifer B machen Georgia Ellery und Taylor Skye schließlich mal so gar nichts, was Menschenmassen zufriedenstellt. Im Gegenteil: wenn verschrobene Keyboards unter fazerdaze-katebushigem Gesang verwehen, schlägt sich der der Mainstream in die Büsche.

Von dort aus allerdings kann man dann ja mal zuhören, was das Debütalbum der beiden elektroanalogen Frickelfans zu bieten hat. Gitarren nämlich, die wie Celli klingen, Drums ohne Taktverbindung, Samples von hinreißendem Aberwitz und überhaupt ein Futurepop, dem Zukunft und Vergangenheit völlig egal zu sein scheinen, weil es in der Gegenwart so viele Absurditäten zu entdecken gilt, aus denen sich Harmonie basteln lässt. Man muss nur lange genug hinhören.

Jockstrap – I Love You Jennifer B (Rough Trade Records)

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One Comment on “Whitney, RSS Disco, Jockstrap”

  1. […] Freitagsmedien: „Like prescribing Prince a dose of Air, blending eighties with noughties. Psychedelic dreampop meets sun drenched Tropica -House. RSS mange to sound fast while the tempo is slow and vice versa.“ […]


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