Männernationalfrauschaft
Posted: July 30, 2013 | Author: Jan Freitag | Filed under: 2 dienstagsmarthe |Leave a commentIm Wörtchen Fußballfrauennationalmannschaft steckt irgendwo eine doppelte Geschlechtsbezeichnung. Das haben mittlerweile längst Emanzipationsferne begriffen. Bis auf Sportreporter. Merkwürdig.
Englisch ist das neue Deutsch. Ob Service Point oder Casual Wear, Warm-Up, Wellness, Video-On-Demand – Germanen kann es gar nicht genug Anglizismen geben, um sich unverständlich zu machen. Umso erstaunlicher, dass eines der klügsten Lehnworte so unbeliebt ist, zumindest bei Sportreportern: Team. Statt der Kürze, Präzision und Korrektheit halber vom “Nationalteam” zu sprechen, wenn es zum Beispiel von Fußballerinnern gebildet wird, bevorzugen die Männer an den Mikros (und leider nicht nur sie) eine erstaunliche Formulierung: Frauen-Fußball-Nationalmannschaft. Seltsam.
Denn eine weibliche Mannschaft ist ethymologisch ähnlich schlüssig wie eine männliche Ballerina, also gar nicht. Was aber steckt dahinter? Fahrlässigkeit wäre noch die charmanteste Ursache. Nur: Sportreporter verdienen mit Sprache ihr Geld, sollten darin also gewandt genug sein, nicht so zu schludern. Weniger charmant: Sexismus. Denn dummerweise sprechen selbst Spielerinnen oft von Mannschaft. Bliebe pure Dusseligkeit, was als angeboren sogar entschuldbar wäre. Am nächsten liegt aber das hier: Fußball bleibt trotz aller EM-Titel Männersache, Frauen sind darin nur akzeptabel, wenn sie ihre maskuline Seite akzeptieren und dennoch hübsch aussehen. Wir sind also nicht viel weiter als zu jener Zeit, da Frauen plötzlich Fußball spielen durften. Damals hieß es Damennationalmannschaft. Und die Herren durften ihren Gattinnen den Job kündigen.