Politikerantwortverzögerungsadverb

fragezeichen_1_Wann immer Politiker nach Wahlen zu eben denen gefragt werden, beginnen sie ihre Antwort mit einem bestimmten Verb, statt irgendwelcher Aussagen. Merkwürdig

Würde Politik den Mechanismen von Logik, Verstand und Effizienz folgen, klänge es nach verlorenen Wahlen am Bildschirm wie folgt: Medien stellen Fragen, Fragen erzwingen Antworten, Antworten schaffen Aufklärung, und das alles am besten mit klaren Worten. Ein einziges davon allein allerdings genügt bereits, jeder Verstandeslogik im Nachwahlpolitikinterview die Effizienz zu vermasseln. Es ist ein temporales Adverb und heißt: zunächst. Zunächst, so entgegnet noch jeder Wahlverlierer nämlich auf die naheliegende Frage nach den Gründen der Niederlage, „danke ich unseren Wählern/Helfern/Parteifreunden“ für „ihre Stimmen/Mühen/Mitgliedschaft“. Seltsam.

Denn davon wollten die Interviewenden zunächst ja herzlich wenig wissen. Sie trachten nach Erklärung, Gründen, gar Mea Culpas. Weil all dies aber schmerzlich ist für Loser, weil Schuldeingeständnis, ja nur das einer Niederlage in der Mediengesellschaft als Zeichen der Schwäche gilt, weil Inhalte generell nicht sonderlich beliebt sind im Politsprech, wird alles hinter einer Geste des Gewinners versteckt. Denn Dank zeugt ja von etwas Dankenswertem, also Positivem. Das zunächst mal munter vor die Substanz gestreut, sorgt gleich für ein subjektives Gefühl des Siegers. Würden die nicht ihrerseits selber so gerne die Frage nach den Siegesgründen gleich mal mit, richtig: „zunächst“ beginnen. Womit bewiesen wäre: Geschwafel ist die Währung des Wahlkampfs. Abschließend.

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