Sportpatriotismus: Reporterjubel & Distanz
Posted: February 22, 2017 Filed under: 3 mittwochsporträt Leave a comment
Ich verstehe die Frage nicht
Sportberichterstattung ist nicht nur eine ganz eigene Medien-Disziplin, sondern eine andere Welt. Während sich viele Journalisten gerade in Zeiten des gepöbelten Lügenpresse-Vorwurfs fast verbissen um Neutralität bemühen, pflegen ihre Kollegen am Pisten-, Becken-, Spielfeldrand einen Patriotismus, der mit dem Berufsethos überparteilicher Objektivität bisweilen weniger zu tun hat als Donald Trump mit Political Correctness. Besonders auf Schnee und Eis gehen die Pferde der Voreingenommenheit da mit manchem Reporter durch. Erst am Wochenende zum Beispiel brüllte der Reporter beim Sieg einer deutschen Biathletin völlig enthemmt ins Mikrofon, der Himmel über Hochfilzen sei Schwarzrotgold (Foto: ARD). freitagsmedien hat eine Reihe von Berichterstattern der vier wichtigsten Sportsender ARD, ZDF, Eurosport und Sport1 mit Fragen nach ihrem Selbstverständnis befragt. Folgende Fragen:
- Wie definieren Sie journalistische Distanz zum Berichtsobjekt und welche Art Distanz pflegen Sie?
- Wie verträgt sich Überparteilichkeit mit Patriotismus?
- Darf oder muss ein Sportreporter für die Sportler seines Landes sein und warum?
- Gelten im Sport diesbezüglich andere Regeln als in anderen Ressorts und falls ja – warum?
- Soll der Bessere gewinnen oder der Deutsche?
- Haben Sie einen Journalistenausweis im Portemonnaie und was bedeutet er Ihnen?
Dass ein besonders unkritischer Wintersportmoderator wie Matthias Opdenhövel (ARD), der die deutschen Adler gemeinsam mit dem früheren Skispringer Dieter Thoma am Schanzentisch mit Vorliebe kritiklos feiert, überhaupt nicht reagiert hat, zeigt ebenso wie manch trotzige Antwort besonders öffentlich-rechtlicher Teilnehmer, dass der Fragekatalog bei vielen einen Nerv getroffen hat. Im Einzelnen sah das so aus:
Tom Bartels, geboren 1965 in Celle, ging 1996 vom WDR zu RTL und kehrte über Premiere 2006 zur ARD zurück, wo der Kommentator des Fußball-WM-Finales 2014 v.a. Skispringen kommentiert.
- Distanz zum Berichtsgegenstand ist Grundvoraussetzung für jeden Journalisten. Der Spagat ist nicht immer einfach. Ohne Nähe ist es schwer, gut informiert zu sein. Aber noch wichtiger als Nähe ist es, Grenzen zu ziehen. Für Hintergrundinformationen darf keine Hofberichterstattung erwartet werden. Meine Erfahrung ist, dass im Sport die meisten Personen mit fairer Kritik gut umgehen können.
- Für mich sehr gut. Ich sitze nicht als Fan, sondern Berichterstatter am Mikro. Weil meine Kommentare in Deutschland gehört werden, liegt es in der Natur der Sache, dass ich mehr über dessen Sportler recherchiere und spreche als etwa über italienische. Patriotismus ist mir fremd, aber sie werden bei mir ehrliche Freude über herausragende Leistungen deutscher Sportlerinnen und Sportler durchhören. Genauso kann ich mich über Leistungen anderer Nationen freuen. Sportreporter bin ich aus Leidenschaft zum Sport geworden. Wichtig ist bei aller Anerkennung einer Leistung immer der Rückzug auf eine neutrale Position, die deren Wie und Warum hinterfragt. Im Live-Ereignis ist das nicht immer möglich, grundsätzlich steht Distanz zum Sportler/Trainer/Team aber über allem.
- Ein Sportreporter sollte selbstverständlich neutral und objektiv sein. Wenn er aber für ein deutsches Publikum berichtet, wird er sich intensiver mit deren Sportlerinnen und Sportlern beschäftigen und darf sich in einem vertretbaren Rahmen mitfreuen. Es wäre in meinen Augen widersinnig, ein WM-Finale ohne Sympathie für das übertragende Land zu kommentieren. Ist der Gegner allerdings besser, muss der Reporter dies einordnen. Als ich Spanien im EM-Finale 2008 als verdienten Europameister und klar besseres Team bezeichnete, habe ich allerdings die Erfahrung gemacht, dass Kritik an deutschen Sportlern nicht gut ankommt.
- Ich wüsste nicht, warum im Sport andere Regeln gelten sollten.
- Warum „soll“ jemand gewinnen? Es gewinnt immer der Bessere. Umso erfreulicher für deutsche Zuschauer, wenn es der oder die Deutsche ist…
- Ich bin Mitglied im Deutschen Sportjournalistenverband, hatte aber noch nie einen Presseausweis. Zu den Veranstaltungen, die ich besuche, werde ich akkreditiert.
Katrin Müller Hohenstein, geboren 1965 in Erlangen, löste 2006 Rudi Cerne bei das aktuelle sportstudio ab. Im Wintersport berichtet die Fußballexpertin mit besonderer Nähe zur „Nati“ aus dem ZDF-Sendezentrum.
- Meine journalistische Distanz ergibt sich aus einer Mischung von verschiedenen Komponenten von ganz alleine. Objektivität, Respekt, Fairplay und Empathie.
- Patriotismus ist in dem Zusammenhang ein großes Wort. Tatsächlich ist es aber so, dass zur Sport-Berichterstattung auch immer eine gewisse Begeisterung für herausragende Leistungen der Athleten aus dem eigenen Land gehört. Fragen Sie mal unsere Zuschauer – sie lieben bei Live-Übertragungen das Mitfiebern mit „ihren Sportlern“.
- Klar darf er. Warum denn nicht?
- Falls Sie mit anderen Ressorts Themenfelder wie Politik oder Wirtschaft meinen, stellt sich mir die Frage nicht; das lässt sich nicht wirklich vergleichen. Einerseits ist der Sport zum Glück nicht so wichtig und eben eine der schönsten Nebensachen. Andererseits ist eher die Frage nach den unterschiedlichen Aspekten einer umfassenden Sportberichterstattung interessant: hier das Live-Erlebnis im Wettkampf, da rechercheaufwändige Hintergrundgeschichten.
- Ich fürchte, an dieser Stelle ist der Fragenkatalog von feindlichen Hackern übernommen worden. Die Frage haben Sie sich nicht wirklich ausgedacht?
- Mein Kind bedeutet mir etwas, meine Familie, meine Freunde. In diesem Sinne „bedeutet“ mir der Journalistenausweis nichts. Doch es ist gut, dass ich ihn habe – ich bin gern Teil eines großen Ganzen.
Sigi Heinrich, geboren 1953 in Wolfratshausen, zählt zu den Eurosport-Kommentatoren der ersten Stunde und ist seit 1989 schwerpunktmäßig für Biathlon, Eiskunstlauf und Ski Alpin zuständig.
- Man sitzt nicht in einem Boot, aber treibt im selben Fluss, weshalb man das teuer erworbene Produkt des „Verkaufsjournalismus“ nicht kaputt reden darf und dennoch Distanz wahren muss. Ich habe stets versucht, keine Freundschaften mit Aktiven und Trainern aufzubauen, was ein paar Mal misslungen ist. Dennoch betone haben Journalisten eigene Meinungen, die sie in ihrem Medium auch kundtun sollen und hoffentlich dürfen. Umso mehr bringt mich der Start vieler Interviews mit „ich gratuliere, tolles Tor…“ dem Wahnsinn nahe. Auch im Verlautbarungsjournalismus muss der Kommentator den Mut haben, seine Stimme zu erheben, statt zum Wunschkonzert einzuladen. Ich habe nach klaren Worten viele Diskussionen führen müssen und hoffe, dass wir unsere Freiheit der Gedanken und Wörter auch mit zunehmender Popularität weiter ausüben können.
- Wohl dosiert verträgt sich Überparteilichkeit selbstverständlich mit Patriotismus. Wobei für mich immer die Überparteilichkeit Vorrang haben wird. Als Verkaufsargument soll Patriotismus wohl auch so etwas wie eine Identifikation mit dem Sportler sein. Man darf durchaus Gefühle zeigen, sofern sie wirklich ehrlich sind. Aber er ist Deutscher, ich bin Deutscher, weshalb ich für ihn, also gegen andere bin – das sind die Anfänge des Populismus und deshalb gefährlich. Wir haben da eine Vorbildfunktion, die wir nutzen müssen in Zeiten wie diesen, in denen außerhalb des Sports die Grenzen des guten Geschmacks und des fairen Umgangs miteinander nicht mehr vorhanden sind.
- Ein Sportreporter ist zuvorderst die Stimme des Sports, der von den Athleten ausgeübt wird. Es ist im Grund egal, aus welchem Land er kommt. Aber die Antworten wiederholen sich. Verkaufen heißt die Devise. Ist der Sportreporter zu neutral, fällt ihm das garantiert irgendwann auf die Füße. Die Haie warten schon, respektive die Kollegen, die es ja alle viel besser können.
- Eigentlich sollten im Sport die gleichen Regeln neutraler Beobachtung gelten wie in anderen Ressorts. Aber tun sie das dort überhaupt? Sportreporter reden sich gern damit heraus, dass sie über Belangloses berichten. Dabei haben sie eine wichtige soziale Aufgabe. Je mehr Parteilichkeit sie zeigen, umso beliebter können sie möglicherweise bei bestimmten Gruppen werden. Sportreporter lechzen nach der gleichen Berühmtheit, die diejenigen haben über die sie berichten. Das verschleiert mitunter den Blickwinkel. Aber auch politische Redakteure müssen manchmal mit den Wölfen heulen und tun das mitunter auf befremdliche Art und Weise, wie die vielen ätzenden Talkrunden zeigen.
- Wer wird wie der Bessere? Wenn ich das einwandfrei feststellen kann und weiß, dann ist diese Frage beantwortet. Natürlich der Bessere. Ohne Wenn und Aber.
- Ich bin im Verein der Deutschen Sportjournalisten, entrichte meinen Jahresbeitrag schon aus Gründen der Solidarität, habe aber keinen Journalistenausweis. Aus Nachlässigkeit, aber auch weil er nicht viel bringt. Ich hätte ihn in den letzten 20 Jahren auch nie benötigt und konnte doch überall arbeiten, wo es notwendig war.
Stefan Bier, geboren 1962 in Düsseldorf, ist die Allzweckwaffe des ZDF (Foto: Rico Rossival). Seit 1996 war er bei jeder Fußball-WM und EM am Mikrofon und berichtet von Skispringen oder der Nordischen Kombination.
- Aus den Grundsätzen unseres Berufs ergeben sich die Handlungsweisen im Prinzip von ganz allein. Journalistische Distanz bleibt dabei grundsätzlich die entscheidende Voraussetzung für eine unvoreingenommene und unparteiische Haltung. Das ist nicht zu ändern. Ich versuche mich beim Umgang mit Sportlern, Trainern, Funktionären, Veranstaltern, Sponsoren usw. auf den Austausch von Informationen oder gelegentlich auch Meinungen zu konzentrieren. Im Interesse der Genannten zu agieren oder auf einen Austausch von Gefälligkeiten einzugehen, wird vermieden.
- Ich weiß nicht, was Sie unter zuschauerfreundlichem Patriotismus verstehen, glaube aber, dass der Eindruck einer Nähe zwischen Sportreporter und Sportlerlandsmann sich schon aus der Tatsache ergibt, dass für gewöhnlich die Sportler des eigenen Landes aus leicht nachvollziehbaren Gründen in der Berichterstattung einen besonderen Raum einnehmen.
- Im internationalen Vergleich schneidet die Sportberichterstattung in Deutschland meiner Meinung nach übrigens weitaus neutraler und distanzierter ab, als es ohne diesen Vergleich erscheint. In Island, Italien, Russland oder Norwegen würde Ihre Recherche vermutlich auf Unverständnis stoßen.
- Ich halte es für irrelevant, wo ich meinen Presseausweis aufbewahre.
Matthias Bielek, 1981 geboren im bayerischen Dettelbach, kam in dieser Saison von Sky zu Eurosport, wo er mit dem Vierschanzentournee-Sieger Sven Hannawald vom Skispringen berichtet.
- Der journalistische Leitsatz „mach dich nie mit einer Sache gemein, auch keiner guten“ gilt. Grundsätzlich muss man kritische Distanz wahren, aber Sport ist nicht nur Technik und Athletik, er lebt von Emotionen, die der Zuschauer erleben will. Der Kommentator kann dieses sehr wichtige Element von Sport transportieren. Im Infotainment sehe ich meine Rolle als „Schweiz“, muss also neutral sein oder zumindest in der Lage, nicht nur für „mein“ Team oder „meine“ Sportler Begeisterung zu zeigen.
- Da sehe ich keine Probleme. Bei internationalen Wettbewerben darf der Reporter für sein Heimatland Emotionen zeigen. Allerdings sollte er das auch tun, wenn ein Konkurrent dank besserer Leistung gewinnt. Begeisterung für sportliche Leistung ist überparteilich, Kritik und Analyse sind es ebenfalls.
- Er darf und ich finde sogar: muss. Er macht sein Programm ja für eine bestimmte Zuschauergruppe. Diejenigen, die ihm zuschauen, tun das oft, weil sie mit ihren Landsleuten fiebern wollen. Allerdings muss die Waage stimmen. Auch gegnerische Leistungen müssen erkannt, gewürdigt, gar bejubelt werden, wenn die grandios sind.
- Beim Sportevent selbst: ja. Beim Thema Sportpolitik ist das natürlich anders. Da kann es aktuell fast gar nicht genug Distanz und kritische Betrachtung geben.
- Eindeutig immer der Bessere. Das ist der Kern des Sports.
- Ich hatte mal einen, aber habe ihn nie gebraucht. Wenn ich dienstlich zu einer Veranstaltung komme, bin ich meist über meinen Arbeitgeber akkreditiert. Die Möglichkeit zu freier und unabhängiger journalistischer Arbeit ist aber immens wichtig, der Zugang zu Informationen zentral. Dafür steht der Journalistenausweis.
Norbert König, 1958 geboren im niedersächsischen Nordholz, moderiert seit 1987 beim ZDF alles von Leichtathletik über Fechten bis Skisport, mit Schwerpunkt Interviews vor allen Biathlon oder Skispringen.
- Die journalistische Distanz zum Berichterstattungsgegenstand und zu den Protagonisten der Sportereignisse gehört für mich selbstverständlich zur professionellen Grundhaltung.
- Mein Patriotismus hält sich bei der journalistischen Arbeit in den gebotenen Grenzen.
- Als Moderator beim Skispringen oder bei der Leichtathletik kommt es für mich darauf an, in den Gesprächen mit den Athletinnen und Athleten interessante Antworten zum laufenden Wettbewerb zu erhalten, unabhängig von der Nationalität. Ich verstehe mich dabei als Mittler zwischen Zuschauer und Sportler. Eine gewisse (zurückhaltende) Freude über deutsche Erfolge liegt da für mich in der Natur der Sache.
- Journalistische Interviews zielen darauf ab, ergänzende Aspekte für die Berichterstattung zu erfragen. Dennoch gibt es natürlich atmosphärische Unterschiede, ob ein Interview am Rande einer Sprungschanze oder an der Frankfurter Börse geführt wird.
- Die Frage ist mir zu billig.
Ruth Hofmann, geboren 1986 in Augsburg, moderiert nach ihrem Volontariat bei Sky seit 2013 für Sport1 von der Europa-League bis zur 2. Liga alles was mit Fußball zu tun hat.
- Begeisterungsfähigkeit und Emotionalität sind wichtige Aspekte von Sportberichterstattung, die das kritische Urteilsvermögen allerdings nicht beeinflussen sollten. Eine gewisse Nähe zu den handelnden Personen kann bei der Informationsbeschaffung hilfreich sein; es sollte aber so viel Distanz bestehen, dass eine ausgewogene Berichterstattung möglich ist.
- Eine gewisse Heimatverbundenheit schließt meiner Ansicht nach die Offenheit gegenüber anderen Nationen sowie die Fähigkeit zur kritischen Berichterstattung nicht aus. Die journalistisch notwendige Überparteilichkeit ist in diesem Rahmen also durchaus möglich.
- Er darf, muss aber nicht. In erster Linie ist die Aufgabe des Reporters, objektiv über die Sportveranstaltung zu berichten. Eine grundsätzliche Sympathie für die Sportler des eigenen Landes halte ich dabei für angebracht. So kann der Reporter mit den heimischen Sportlern und Fans mitfühlen, entsprechend Emotionen übermitteln und gleichzeitig in gesundem Maße Kritik üben.
- Sportberichterstattung transportiert auf besondere Art Emotionen: Sie lässt Leser, Hörer, Zuschauer mit fiebern, leiden, jubeln. Vor diesem Hintergrund kann unserem Ressort durchaus eine Sonderstellung zugewiesen werden. Während in anderen Bereichen von vornherein eine nüchterne Herangehensweise unabdingbar ist, bedarf es bei Sportjournalisten – um eben diese Emotionen zu übermitteln – stets eines gewissen Maßes an Begeisterungsfähigkeit.
- Der Bessere.
- Ja, aber ich benötige ihn selten.
Jochen Stutzky, geboren 1980 in Schwäbisch-Gmünd, hat während seines Sport-Studiums als Blindenkommentator beim FC Bayern München gearbeitet und moderiert seit 2007 bei Sport1 vor allem Fußball.
- Der Zuschauer sollte immer den Eindruck haben, dass der Journalist objektiv an die Sache herangeht. Ein einfaches Beispiel wäre das Duzen und Siezen des Gegenübers bei Interviews. Dies ist nicht immer einfach, da man in gewissen Interviewsituationen per Du eine spürbar bessere Atmosphäre schafft und vor allem dem Interviewpartner damit ein gutes Gefühl gibt sowie teilweise auch für den Zuschauer bessere Antworten gewinnt. Im Hinblick auf Patriotismus sollte meiner Ansicht nach im Sport zum Beispiel bei Länderspielen eine gewisse Tendenz sogar nötig und auch erlaubt sein. Emotionalisierung ist in der Sportberichterstattung enorm wichtig. Einzelne Szenen, wie zum Beispiel eine Elfmeterentscheidung oder ähnliches, muss der Reporter aber natürlich immer objektiv beurteilen.
- Neutralität und Unabhängigkeit gehören für mich ebenso zur Sportberichterstattung wie Patriotismus. Beides zusammen ist möglich! Meiner Meinung nach gehört ein gesundes Maß an Patriotismus im Sport dazu und sollte auch beim Sportreporter nicht negativ ausgelegt werden.
- Er muss es zum Teil sogar: Man stelle sich Länderspiele deutscher Nationalteams ohne die Botschaft des Sportreporters vor, dass man sich ruhig auch freuen darf, wenn sie ein Spiel gewinnt oder gar einen Titel holt. Olympische Spiele ohne Daumen drücken für die Deutschen? Unvorstellbar! Trotzdem muss der Respekt vor dem sportlichen Gegner erhalten bleiben und seine Leistung honoriert werden. Als schlechter Verlierer sollte sich niemand zeigen.
- Im Grunde gelten im Sportjournalismus keine anderen Regeln. Allerdings ist Patriotismus im Sport tief verwurzelt und mittlerweile auch in Deutschland wieder stärker akzeptiert. Solange die Kernkriterien journalistischer Arbeit wie unter anderem Richtigkeit, Sorgfalt und Ausgewogenheit beachtet werden, darf ein deutscher Sportjournalist durchaus andeuten, dass er bei einem Länderspiel Deutschland gegen England die Daumen drückt für ‚Die Mannschaft‘. Und was wäre diese Paarung ohne die Berichterstattung rund um die sportliche Rivalität beider Nationen, ohne ironische Breitseiten aus beiden sportjournalistischen Lagern?
- Im Sinne der sportlichen Leistung sollte eigentlich stets der Bessere, Fleißigere, Talentiertere gewinnen. Grundsätzlich sollte ein sportlicher Sieg verdient sein. Das ist er aber eben nicht immer. Ich halte gerne zu deutschen Sportlern. Aber ich sehe das keinesfalls als Dogma. Jeder sollte für sich entscheiden, wer gewinnen soll.
- Natürlich! Er identifiziert mich in meinem Traumberuf als Sportjournalist, ist aber oft auch meine Eintrittskarte. Bei Länderspielen brauche ich ihn in der Regel, um Zugang zum Training oder zur Pressekonferenz des DFB oder des Gegners zu erhalten.