Alexa Assange & Beyoncé Kalkofe

Die Gebrauchtwoche

8. – 14. April

Ob du Journalismus hast oder nicht, sagt dir gleich das (Rampen-)Licht. Als würde Michael Schanze noch immer Plopp machen, poppten am vorigen Donnerstag Bekundungen am Bildschirm auf, die wie so oft Frage aufwerfen, wo denn nun die Politik endet und wo Berichterstattung beginnt. Nach der überraschenden Festnahme von Julian Assange zum Beispiel versicherte sein Chefredakteur Kristinn Hrafnsson vor Ecuadors Londoner Botschaft, „it’s journalism“, der den Wikileaks-Gründer 2012 ins politische Asyl getrieben hätte – und das, obwohl die Plattform Nachrichten nicht wie klassische Medien kuratiert, sondern lückenlos raushaut.

Nur wenig später dann kürte die World Press Photo Association ein Pressefoto als bestes der vergangenen zwölf Monate, das ein weinendes Mädchen aus Honduras zeigt, dem Donald Trump gerade an der mexikanischen Grenze die Mutter nimmt. Auch da fragt sich, ob die Jury wirklich John Moores spannend verschatteten Schnappschuss prämiert oder doch die soziokulturelle, Spötter könnten meinen: melodramatische Metaebene? Heulende Kinder gehen schließlich immer, so wie das Leid seit Jahrzehnten die Wahl zum Weltpressefoto ebenso dominiert wie die Arbeit einer wichtigen – aber auch journalistischen? – Plattform wie Wikileaks. An einem eiskalten Apriltag des Jahres 2019 merkte man also aufs Neue, wie schwierig es ist, die Gegenwart in Bilder, geschweige denn Worte zu fassen.

Ob Amazons maximal invasive Sprachassistentin Alexa ein Modulationssystem digitaler Codes ist oder doch bereits Big Sister 4.0 – diese Frage beginnt sich währenddessen Richtung Antwort b) zu klären. Denn wie jetzt bekannt wurde, hören nicht nur Algorithmen mit, wenn wir unseren Alltag sprachorganisieren, sondern Jeff Bezos’ Angestellte, also echte Menschen. China, so zeigt sich, sitzt auch ein bisschen an der amerikanischen Ostküste. Na ja, wenigstens dem abgewrackten Bay Watch-Star David Hasselhoff dürfte Alexa Neugierde egal sein – so lange sie ihm andauernd auf die Nennung seines Namens hin versichert, „David Hasselhoff ist ein Superstar“, wie Boulevardmedien melden, lässt er sich gewiss gern aushorchen.


Die Frischwoche

15. – 21. April

Beyoncé Knowles dagegen dürfte ihren Namen nicht in irgendwas hineinsprechen, um sich ihrer Superstarhaftigkeit zu versichern. Das haben ihr schließlich bereits die Macher des kalifornischen Coachella-Festivals hinlänglich bewiesen, wo sie 2018 der erste farbige Headliner überhaupt war – woraus die geschäftstüchtige Sängerin dann flugs eine Dokumentation gemacht hat. Mittwoch hat Homecoming auf Netflix Premiere und nicht viel mehr Inhalt als Beyoncé beim Beyoncésein, was trotzdem sehenswert ist. Gleiches gilt für eine Doku, in der es um noch mehr nackte Haut geht, als die freizügige Künstlerin sie zu zeigen bereit ist: Ab heute zeigt Sky die – Zufall? – sechsteilige Dokumentation Porn Culture über Sex & Erotik in Film & Fernsehen der vergangenen 70 Jahre.

Um jetzt einfach mal den größtmöglichen Kontrast dazu zu finden, empfehlen wir an dieser Stelle mal Tele 5, das Donnerstag von 22.10 Uhr bis – kein Scherz! – Samstagfrüh um 1.15 Uhr zum 25. Geburtstag Kalkofes Mattscheibe wiederholt, nur unterbrochen von einer großen Primetime-Gala für den Moderator. Wem das dann doch zu viel Gaga-Betankung ist, kann sich Montag um 22.45 Uhr mit einer ernsten ARD-Doku übers Schicksal des deutsch-türkischen Reporters Deniz Yücel versachlichen und das tags drauf beim Arte-Themenabend USA – Rassekrieg und Waffenwahn noch nüchterner werden.

Alternativ kann er auch den dritten Teil der Herr-Lehmann-Reihe am Mittwoch auf gleichem Kanal sehen, wobei Magical Mystery oder die Rückkehr des Karl Schmidt zwar ohne Herrn Lehmann, aber mit Charly Hübner stattfindet, was dank Arne Feldhusens Regie  schlichtweg brillant ist. Dessen langjähriger Chefautor Ralf Husmann hat derweil die Bücher zum vierteiligen Rosenkrieg Merz gegen Merz geschrieben, wofür er ab Donnerstag (22.15 Uhr, ZDF) erstmals seit Stromberg mit seiner männlichen Muse Christoph Maria Herbst (und Annette Frier) arbeitet. Mit einem Zauberer als FBI-Ermittler arbeitet indessen die Prime-Serie Deception ab Samstag, nachdem Arte zwei Tage zuvor die HipHop-Abende mit dem Klassiker Boyz n the Hood von 1991 und anschließendem Konzertfilm von Rappern wie Snoop Dogg, Eminem, Dr. Dre oder Ice Cube (2001) fortgesetzt haben wird.

Was wiederum umstandslos zu den Wiederholungen der Woche überleitet, die am Montag mit Ein süßer Fratz (Montag, 20.15 Uhr, Arte) starten, wo Audrey Hepburn 1957 das Tanzbein mit Fred Astaire schwang, gefolgt vom fünf Jahre älteren Schwarzweißtipp Die Wahrheit über unsere Ehe an gleicher Stelle mit Jean Gabin, der einer Giftmörderin zum Opfer fällt und im Sterben sein Leben resümiert. Bleibt noch die Tatort-Empfehlung, diesmal das selige Frankfurt-Team Kunzendorf/Król in Es ist böse von 2012, was am Dienstag um 22 Uhr im BR schwer unter die Haut geht.

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