Eels, Common, Mr. Bungle

Eels

Nein, für Hektik, Hass und Übereifer ist grad definitiv nicht die richtige Zeit. Falls sie abgesehen von Impfstoffen und Sedativa für irgendetwas ist, dann unbedingt und ausnahmslos und wirklich dringend: Eels. Seit ihrem Debüt Beautiful Freak von 1996 winden sich die Aale des Folkpop mit samtweicher Geschmeidigkeit durchs Genre und hinterlassen dort gesalbte Seelen, die der Hillibilly-Hipster Mark Oliver Everett auch auf dem 13. Album mit seinem Lagerfeuergesang betupft.

Hier und da verwehende Geigen, hier und da verwitterte Drums, hier und da Riffs von verwegener Durchlässigkeit, singt E, wie er sich nennt, vom Leben einer komplizierten Gefühlswelt, in der irgendwie alles möglich scheint, aber nichts richtig funktioniert. Wie jede seiner Platten kann man Earth to Dora einfach so durchhören und nochmals und nochmals und die Welt wirkt danach ein wenig erträglicher, ohne gut zu sein.

Eels – Earth to Dora (PIAS)

Common

Da für Ruhe, Nachsicht, Understatement aber noch viel weniger die rechte, weil rechtsradikale Zeit ist, macht Lonnie Rashid Lynn aka Common mit seiner neuen Platte A Beautiful Revolution Pt. 1 schon im Titel alles richtig. Der grammy-, emmy-, oscargekrönte Rapper, Actor, Aktivist cremt uns darin schließlich mit sanftem R’n’B ein, dass der Belcanto von Gastsängerin PJ nur so im Ohr zergeht. Doch Obacht: die neun vielschichten Tracks sind Trojanische Pferde.

“They say racism yeah it don’t stop / They talk sexism yeah it don’t stop / Americanism yeah it don’t stop” – so liest er der Klassengesellschaft daheim über Gitarrendrops aus Watte die Leviten und rät den Entrechteten mal ruppig, meist sanft orchestriert “You gotta get that wisdom and get your glock” zu. Wenn Trump seine Milizen in fünf Tagen zum Bürgerkrieg aufruft, wäre das nicht der schlechteste Soundtrack für den Widerstand.

Common – A Beautiful Revolution Pt. 1 (Loma Vista Recordings)

Mr. Bungle

Als Mike Pattons Band Faith No More vor gut 30 Jahren den Grunge erfand, war er noch Teil einer anderen, von der er später sagte, in ihr mache er jene Musik, die ihm wirklich am Herzen liege: Mr. Bungle. Warum genau, blieb kryptisch, denn bis heute war niemand in der Lage, den Stil des verkapselten Postrock-Projektes zu definieren. Wer sich nun allerdings das erste Album seit 1999 anhört, könnte eine Ahnung kriegen, was einst damit gemeint war.

Erweitert um die Thrash-Legenden Dave Lombardo (Slayer) und Scott Ian (Anthrax), reaktiviert das Trio einen Hochgeschwindigkeitsmetal, der sich anhört, als würde darin etwas befreit, das Mike Patton, Trevor Dunn und Trey Pruance seinerzeit avantgardistisch unterdrückt hatten. Kathartischer jedenfalls als das nachjustierte 86er Mixtape The Raging Wrath of the Easter Bunny Demo hat ein Musiker der saturierten Mitte nie geklungen. Ohren auf Durchzug. Abfahrt!

Mr. Bungle – The Raging Wrath of the Easter Bunny Demo (Ipecac Recordings)

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