Sean Hannity & Owen Wilson

Die Gebrauchtwoche

25. – 31. Januar

Sean Hannity ist definitiv nicht der beste Anwalt journalistischer Standards. Sachlich, seriös, gar objektiv zeigte sich das Sturmgeschütz von Fox wohl zum letzten Mal, als er sein Studium an einer drittklassigen Uni abbrach. Dass ausgerechnet ein so parteiisches Alphatier der preisgekrönten NYT-Reporterin Lauren Wolfe seit Tagen donnernd vorhält, ihren Beruf zu verraten, weil sie vor Joe Bidens Amtseinführung das Wörtchen „Gänsehaut“getwittert hatte, ist demnach fast zu lächerlich oder wie man im Berliner Politikbetrieb sagt: scheuerig für sachliche Einordnung – würde Hannity nicht das Dilemma des Digitalzeitalters auf den Punkt bringen.

Während seriöse Medien links der Rechten Fairness und Objektivität wie Monstranzen vor sich hertragen, verachten unseriöse Medien rechts der Linken beides mit lustvoller Freude am puritanischen Moralverlust. Die neutralitätsversessene New York Times hat ihr Newsdesk-Juwel Wolfe daher für einen Tweet beurlaubt. Hannitys Meinungskampfgeschwader dagegen darf weiter ungestraft lügen und lügen und lügen und hat dafür mit der neuen Sprecherin des Weißen Hauses bereits ein neues Opfer gefunden.

Weil die hochanständige Nachfolgerin der niederträchtigen Trump-Barbie Kayleigh McEnany den Fox-Korrespondenten Peter Doocy versehentlich Steve nannte, steht Jen Psaki bereits früh im Fadenkreuz seines Arbeitgebers – womit Fox abermals zeigt, wie kurz sein Intermezzo auf Seiten publizistischer Ausgewogenheit war. Keine vier Wochen also, nachdem der Stellungskrieg im Pulverdampf des gestürmten Kapitols Feuerpause zu machen schien, ist der Stellungskrieg um Wahrheit und Fakten wieder voll entbrannt.

Das gilt auch für Deutschland – obwohl es für die Selbstreinigungskräfte der hiesigen Medienlandschaft spricht, dass Bodo Ramelow in der elitären Audio-App Clubhouse ein Fauxpas passiert und dafür flugs Abbitte leistet. Sein Vergehen: Er nannte die Kanzlerin Merkelchen. Das war herabwürdigend und ein bisschen altherrlich, aber mal ernsthaft: Sean Hannity hätte Merkel ohne chen eher dreckige Kommunistenschlampe genannt, die im Keller Kinder schlachtet.

Die Frischwoche

1.  – 7. Februar

Die Frischwoche in Stichworten, statt Fließgedanken:

Montag (20.15 Uhr, ARD) versucht sich Deutschlands liebster Fernsehfacharzt Eckart von Hirschhausen als Corona-Impfproband im Selbstversuch

Mittwoch zeigt Arte das belgische Drama Girl um Balletttänzerin Lara (Victor Polster), die sich parallel zum Training auf ihre Geschlechtsumwandlung vorbereitet

In Maggie Friedmans Netflix-Serie Firefly Lane sind Katherine Heigl und Sarah Chalke zur gleichen Zeit uralte Freundinnen, die unfreiwillig getrennt werden

Donnerstag kehrt Dr. House Hugh Laurie in der Magenta-Serie Roadkill als britischer Spitzenpolitiker mit Leichen im Keller zurück auf den Bildschirm

Zeitgleich geht Tim Roth auf Sky als bipolarer Psychopath im kanadischen Provinzpolizeidienst in die 3. Staffel von Tin Star

Ab Freitag versucht es der Netflix-Spielfilm Malcolm & Marie mal wieder mit richtig schönem klassisch melodramatisiertem Romedy-Hollywood

Zeitgleich verdreht Mike Cahills Amazon-Drama Bliss das Matrix-Thema, in dem Owen Wilson die schöne Realität in eine virtuelle Dystopie verlässt

Linear zeichnet das Arte-Biopic Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein André Hellers langen Weg zum größten Magier Österreichs nach

Sonntag liefert Friedemann Fromms deutsch-dänischer ZDF-Vierteiler Tod von Freunden sehr gewöhnliches Dramen-TV voll selbstreferenziellem Pathos

Und auch die skandinavische Krimi-Serie The Head walzt ihr Mordsthema am Polarkreis zu guter Letzt sechs Episoden lang eher konventionell aus

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