Ralf Schmitz: Punchline & Paar Wars

Ralf Schmitz stellt Paare auf die Probe in "Paar Wars"

Krieg unter Paaren

Comedian Ralf Schmitz (Foto: Boris Breuer) entwickelt sich gerade zum Beziehungsexperten. Nach der RTL-Datingshow Take Me Out moderiert er nun Paar Wars bei Sat1. Ein Gespräch über Alltagskomik, Katzenfimmel, Paartherapie und ob er mal Kanzler werden will.

Von Jan Freitag

freitagsmedien: Herr Schmitz, der Name Ihrer neuen Sat1-Beziehungsshow Paar Wars klingt ganz schön martialisch.

Ralf Schmitz: Jetzt, wo Sie’s sagen.

Ist das nur eine tolle Punshline oder ernst gemeint?

Beides. Es ist ein Krieg unter Paaren, aber im humoristischen Sinne. Die kämpfen schon richtig gegeneinander ums Preisgeld, aber auch untereinander um Teamfähigkeit, Stressresilienz, Verständnis, Vertrauen. Wer all das mitbringt, kommt weiter – in der Show wie in der Beziehung.

Klingt wie eine paartherapeutische Mischung aus Ulla Kock am Brinks 100.000-Mark-Show und Jürgen von der Lippes Geld oder Liebe?

Ach, Ähnlichkeiten gibt es im Showgeschäft immer wieder, aber diese hier sind ja doch ganz schön lang her, um nicht uralt zu sagen. Paare mussten sich im Fernsehen schon oft unter Beweis stellen, allerdings häufig eher akrobatisch. Bei uns offenbaren Paare, ob und was sie sich vormachen, voneinander wissen oder nur zu wissen glauben. Es geht also um Klischees, aber auch Überraschungen und ist daher keine Paartherapie mit Tiefenanalyse, sondern eine Beziehungsshow mit Humor.

Spätestens da käme dann Ralf Schmitz ins Spiel, der als Comedian Expertise in Sachen Alltagskomik mitbringt und als Moderator die RTL-Show Take Me Out moderiert.

Moderierte. Ich habe mich entschlossen, ein paar Formate wie dieses hier gemeinsam mit Sat1 und meinem Team zu entwickeln, und Take Me Out deshalb kürzlich beendet. Mir ist ja immer sehr wichtig, Menschen vor der Kamera auf Augenhöhe kennenzulernen. Es könnte also sein, dass die Verantwortlichen mich als spontanen, freundlichen, schlagfertigen Komiker mit Stand-up- und Paarshow-Erfahrung wollten, aber das müsste man die fragen.

Was außerdem hilfreich sein kann, sind – um mal von hinten durch die Brust ins Auge ein bisschen Gossip abzufragen – persönliche Beziehungserfahrungen…

(lacht) netter Versuch!

Bislang schaffen Sie es gut, Ihr Privatleben abgesehen von Ihrem Katzenfimmel vollständig aus der Öffentlichkeit herauszuhalten.

Katzenfimmel?! (lacht laut) Das hat sich noch niemand getraut, super.

Immerhin sind Sie 2008 mit einem Buch über ihre Katze durch alle Talkshows getingelt.

Trotzdem bin ich kein Freak mit 18 Stück, aber in der Tat ein katzenaffiner Mensch.

Sind Sie denn auch ein frauenaffiner Mensch und können bei der Moderation ein wenig aus dieser Lebenserfahrung schöpfen?

Nicht mehr oder weniger als andere Menschen mit mehreren Beziehungen im Leben, aber natürlich trägt man den privaten Kosmos als Komiker immer auch ein bisschen mit rein ins Berufliche. Für mich zum Beispiel war es in Beziehungen stets wichtig, das Gespräch zu suchen, Kompromisse, Fehler zu akzeptieren und authentisch zu bleiben, sich und der Partnerin nichts vorzumachen. Als Kandidat meiner eigenen Show wären das schon mal ganz gute Voraussetzungen.

Würden Sie die denn dann tendenziell gewinnen, Ihrem hohen Anspruch als Moderator also auch selber genügen?

Mit einigen meiner bisherigen Partnerinnen vermutlich schon. So wahnsinnig viele Beziehungen hatte ich gar nicht, aber mit der ersten wäre das womöglich schwieriger. Die Show wäre jedenfalls ein guter Gradmesser.

Obwohl sie nicht müde werden, den paartherapeutischen oder zumindest -analytischen Ansatz hervorzuheben, bleibt sie am Ende aber doch leichte Unterhaltung. Gibt es dafür, angesichts der katastrophalen Situation in aller Welt, gute und schlechte Zeiten?

Ich finde ja, aber gute Unterhaltung, egal ob leicht oder schwer, hat immer ihre Berechtigung. In guter Zeit sowieso, weil sie das Lebensgefühl widerspiegelt. In schlechter Zeit sogar noch mehr, weil sie für ein paar Stunden die Möglichkeit zum Abschalten schafft. Das darf man nicht unterschätzen.

Meinen Sie, das Angebot des Fernsehens steuert die Nachfrage der Zuschauer diesbezüglich bewusst?

Oh, das setzt zum einen voraus, dass es das Fernsehen gäbe. Zum anderen sind die Prozesse von der Idee bis zur Ausstrahlung einer Fernsehsendung viel zu lang, um auf aktuelle Befindlichkeiten reagieren zu können. Eine Spendengala wie die, bei der ich auf Sat1 für die Flutopfer mitgeholfen habe, ist da was anderes; das geht als direkte Antwort spontan. Aber das dank der Katastrophen und Krisen in aller Welt jetzt plötzlich mehr oder weniger Unterhaltung entsteht, glaube ich nicht. Trotzdem ist gutes Entertainment auch als Antwort auf den grassierenden Zynismus überall gerade wichtiger denn je.

Wie ist es denn mit Ihnen als Komiker: Empfinden Sie angesichts der Welt am Abgrund das Bedürfnis, ihr lustiges Alltagsallerlei um etwas Politik zu erweitern?

Das kann ich nicht ausschließen, aber jeder muss letztlich das tun, was in ihm steckt. Und es gibt bereits genügend ganz wunderbare Kabarettisten, Satiriker, auch ein paar Comedians, die das hervorragend können. Ich sorge eher für die Auszeit vom Abgrund, da liegt mein Talent. Wer weiß – wenn es mich irgendwann kitzelt und ich es mir zutraue, werde ich vielleicht auch mal politischer. Momentan aber gucke ich den Menschen lieber aufs Herz als ins Gewissen. Ohne mich mit ihm vergleichen zu wollen, Gott bewahre…

Loriot!

Der hat auch lieber den Menschen beim Menschsein zugesehen als es politisch zu analysieren.

Wobei seine Kunst darin bestand, den Leuten durch scheinbar harmlose Beschreibung ihre bürgerlichen Abgründe aufzuzeigen.

Unter anderem. Abzüglich seiner Einzigartigkeit möchte ich das auch.

Stichwort Berufsperspektiven: In letzter Zeit haben Komiker in Ländern wie Island, Italien, der Ukraine sogar politisch Karriere bis hoch zum Staatspräsidenten gemacht. Wäre das was für Sie?

(lacht) Spannende Idee, aber nein. Das ist nix für mich. Wir alle denken ab und zu, wenn man mich nur ließe, dann… Abgesehen von mangelnden Nehmerqualitäten, bestünde mein Problem aber schon darin, dass ich dazu neige, Dinge zügig umsetzen zu wollen. Nicht hektisch, wohlgemerkt, auch wenn ich so rede; aber schnell und vor allem gründlich. Das ist der politischen Entscheidungsfindung fremd. Bei all den Stöcken, die einem in der Politik zwischen die Beine geworfen werden, hätte ich außerdem nach drei Jahren einen Herzinfarkt. Damit wäre ja auch niemandem gedient.

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