Uèle Lamore, The Simps, White Lies

Uèle Lamore

Ob Filme im Kopf nun instrumental begleitet werden oder vokalisiert, orchestral oder kammermusikalisch, strukturiert oder flächig, das wird vermutlich auch keine Traumdeutung ergründen. Aber falls das Unterbewusstsein einen Soundtrack verdient – Uèle Lamores Debütalbum wäre nicht die schlechteste Wahl. Mit Loom hat die franko-amerikanische Künstlerin schließlich ein Werk erschaffen, das zwischen Ambient, Klassik und Dreampop Gedanken vertont, ohne sie auszusprechen.

Gemeinsam mit dem London Contemporary Orchestra experimentiert die 27-Jährige so vielgestaltig mit synthetischer und modularer Electronika aus jeder Art von Computer-Terminal, dass die elf Stücke Road-Movies der Siebziger ebenso vertonen könnten wie zeitgenössische SciFi. Wenn dabei klavierbegleitete Geigenteppiche entspannt übers sphärische Rauschen futuristischer Visionen rollen, ist alles denkbar, alles drin, alles geschmeidig, ergreifend, virtuos und angenehm verstörend.

Uèle Lamore – Loom (XXIM)

The Simps

Schwer zu sagen, wen oder was The Simps vertont, aber The Simpsons sind es definitiv nicht, dafür ist das das kalifornische Duo zu düster und verstiegen. Vielleicht vertont es auch gar nichts. Vielleicht ist ihr Debütalbum Siblings einfach, wonach es klingt: eine düster verhallende, hintergründig eklektische, nostalgisch klingende Reminiszenz an den Future-Pop der Achtziger, wie Joy Division mit etwas besserer Laune.

Dabei ist der Old New Wave von Zzzahara and Eyedress, wie sich Zahara Jaime aus L.A. und Idris Vicuña von den Philippinen hier nennen, weder neu noch alt, weder gebraucht noch innovativ. Mit unverzerrter Funkgitarre, E-Drums und Schulterpolster-Keyboards suppt ihr Beach-Pop durch verrauchte Kellergewölbe und hellt sie auf, während sich der Gesang in den Ecken zu verstecken scheint, aber spürbar an die frische Luft will. Herausspaziert.

The Simps – Siblings (Lex Records)

White Lies

Und damit zu etwas Unverdruckstem, Selbstbewusstem, Exaltiertem, das in jeder Strophe, jeder Bridge, jedem Refrain ganz bei sich ist und nirgendwo anders hin will als unter richtig fette Scheinwerfer richtig fetter Bühnen: White Lies. Eine Band, die seit ihrem Debütalbum To Lose My Life vor zwölf Jahren zu den Abräumern des Brit-Rock zählt, und auch mit ihrer sechsten Platte ausgetretenes Terrain planiert, das aber sehr unterhaltsam.

Nicht also, dass As I Try Not To Fall Apart dem Bestand auch nur ansatzweise erweitern würde. Denn im anschwellenden Meer genresprengender Bands mit dem Anspruch, alles mit allem irgendwie unerhört zu verquirlen, macht die gemeinsam gereifte Schulkapelle aus London bloß das, was sie am besten kann: geradlinigen, massentauglichen, melodramatischen Postpunk, der niemals stört und dennoch stets ein bisschen eigensinnig bleibt.

White Lies – As I Try Not To Fall Apart (PIAS)

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