Instrument, Meskerem Mees, Warhaus

Instrument

In der Rubrik “Bands, die schwer zu googeln sind”, befinden sich von Messer über Dÿse bis KoЯn viele, unter denen eine digital besonders unauffindbar ist: Instrument. Selbst mit dem Zusatz “Band” landet man, klaro, bei Instrumenten aller Art. Erst wer den Mastermind Markus Schäfer dahinter hinzufügt, kriegt ein paar Treffer, die allesamt ein Genre enthalten, das fürs Münchner Trio förmlich erfunden wurde: Post-Rock. Weiter von elektrischer Gitarrenklassik entfernt könnte man kaum sein und gleichsam näher dran.

Englisch betextet, schreddert es seit dem selbstbetitelten Debütalbum von 2010 und mehr noch, dessen Nachfolger Olympus Mons vor zehn Jahren tradierte Harmonien mit tradierter Harmonie, legt elegische Flächen über Viervierteltakte und macht aus Rock Antirock, der so viel Jazz und Noise atmet, dass er auch auf der vierten Platte Sonic Cure ein bisschen so klingt, als würde Frank Zappa mit Messer, Dÿse und KoЯn Instrumente tauschen. Selten ist Abwegiges eingängiger, selten Postrock poppiger.

Instrument – Sonic Cure (The Instrument Village)

Meskerem Mees

Auch Meskerem Mees’ Name ist so sperrig wie ihre Musik. Und doch kann sich zwei Jahre nach ihrer Debütsingle Joe vermutlich kaum jemand, der/die Musik über massentaugliche Codes und Mechanismen hinaus definiert, dem Sound der Belgierin entziehen. Irgendwo zwischen Blue Gras und Trashpop, Cool Jazz und Neofolk. Kimya Dawson und  Billy Eilish wildert die POC mit der Westerngitarre im globalen Soundfundus und wird allerorten fündig.

Ihr Debütalbum Julius reiste damit erfolgreich über Jazz- und Popfestivals. Jetzt erscheint eine Art Nachfolger, der den Bestand erneuert und ein paar Neuigkeiten hinzufügt, aber vor allem dies zeigt: Meskerems herausragendes Gespür für die Leichtigkeit im Schwermut und umgekehrt, ein Talent zu konzentriertem Bedroompop im Central Park, bei dem man zugleich weg- und mitnicken möchte. Moldy Peaches der 2020er Jahre gewissermaßen, nicht weiter von Belang, ungemein dringlich.

Meskerem Mees – Caesar (My Way Records)

Warhaus

Direkt aus dem Bett scheint auch Meskerem Meeses Landsmann Maarten Devoldere ins Studio gewankt zu sein, als es dort das Album mit dem wunderbar lakonischen Titel Ha Ha Heartbreak für sein Sideprojekt aufgenommen hat. Seit langem schon pflegt er mit seiner Indierock-Band Balthazar ja den Spagat orchestralen Easy Listenings. Mit Warhaus allerdings beschreitet der dabei geradezu ekklektizistische Spierenzchen.

Sein – dank der flüsternden Stimme – ständig grundsedierter Garagenpop lässt sich von Ufer zu Ufer treiben, streift hier mal New Romantic der Achtziger (I Had To Be You), dort funkigen Neosoul der Neunziger (When I Am With You) und klingt dabei immer wie eine Art Laid Beck auf Sizilien, wo er Ha Ha Heartbreak angeblich in einer Hotelsuite ersonnen hat. Glauben wir’s ihm mal und erfreuen uns an einer Lässigkeit, für die man das urbane Gent vermutlich schon ein paar Tausend Kilometer hinter sich lassen sollte.

Warhaus – Ha Ha Heartbreak (PIAS)

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